Interview mit Dr. Juliane Brauer - Promovierte Historikerin und Musikwissenschaftlerin, Potsdam
Das Interview wurde im Rahmen des Seminars "Bildzeugnisse und Musik" der Seminarreihe "Bildungsarbeit mit Zeugnissen" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" geführt (Juli 2009). Schwerpunkt des Seminars in Frankfurt am Main bildeten die methodischen Zugänge zu Zeichnungen und Musik von NS-Verfolgten bei der Zwangsarbeit
und mussten Zwangsarbeit leisten. Ende 1938 Zwangsarbeit für
"Asoziale" und arbeitslose Juden. Im Krieg wurden KZ-Häftlinge
und zwangsrekrutierte Zivilarbeiter aus den besetzten Ländern, vor
allem aus Osteuropa, zur Arbeit in der deutschen Industrie,
Landwirtschaft sowie der Bau- und Rüstungswirtschaft gezwungen und in
mehr als 30.000 Lagern unter brutalen Bedingungen ("Vernichtung
durch Arbeit") ausgebeutet. Die Anklage im Nürnberger Prozess ging
von einer Gesamtzahl von 12 Millionen Zwangsarbeitern aus." class="glossary-indicator" href="http://lernen-aus-der-geschichte.de/../../../../../../glossary/term/713">i, in den Konzentrationslagern, den Ghettos und selbst in den Vernichtungslagern.
Von Lisa Just und Ingolf Seidel
Funktion von Musik im Lager (Länge 2.47)
Musik hatte im Konzentrationslager sehr unterschiedliche Funktionen, die SS nutzte Musik als organisatorisches und disziplinierendes Mittel. Für die Häftlinge diente Musik oft der Selbsterhaltung, wodurch sich die Häftlinge vom Lageralltag ablenken konnten. Das gemeinsame Singen als kollektive Praktik wirkte oft therapeutisch gegen die von der SS auf gezwungene Vereinzelung.
Lageralltag mit Musik (Länge 1.44)
Viele Lieder dokumentieren, wie Häftlinge versuchten, den Lageralltag zu bewältigen, etwa Hinrichtungen, den Hunger, die Hierarchie unter den Häftlingen, aber auch hoffnungsvolle Weihnachtslieder.
Zum Stellenwert der Lieder in der Erinnerungskultur (Länge 2.07)
Das Wissen um Lieder aus den Konzentrationslagern ist nicht weit verbreitet, so Brauer. Nur eine Handvoll Lieder sind bekannt, wie das Lied der Moorsoldaten, das heute stellvertretend für alle Lager und Häftlinge steht. Brauer plädiert für eine Erweiterung des Liedkanons, um für jede Lagergeschichte passende Lieder hörbar zu machen.
Das Lied der Moorsoldaten (Länge 0.29)
Dieses Lied hat eine ganz bestimmte erinnerungspolitische Bedeutung. Bereits in der Resistance wurde es gesungen, durch die 68-er Bewegung wurde es in der Bundesrepublik aufgegriffen, auch in der DDR war es sehr bekannt. Doch es sollte nicht das alleinige Liedgut bleiben, das bei offiziellen Anlässen gespielt wird.
Lernen mit historischen Liedern (Länge 1.12)
Weil Lieder anders als Textquellen wirken, können sie Lernende auf eine andere Art und Weise ansprechen. Brauer plädiert dafür, die Lieder als Schlüssel zur Geschichte der Konzentrationslager zu nutzen, indem der historische Kontext der Entstehung beleuchtet wird.