Geboren wurde Buenaventura Durruti am 14. Juli 1896 in Léon. Sein Vater war Eisenbahnarbeiter und liberaler Sozialist. Durruti war einer von neun Brüdern, die alle starben – die einen kamen bei Streiks ums Leben, die anderen wurden von Faschisten ermordet.
Die Schule verließ Durruti mit vierzehn Jahren. Er begann eine Lehre im örtlichen Lokschuppen. Gleich seinem Vater trat er in die Union UGT (Union General de Trabajadores) ein und beteiligte sich 1917 an dem von der Gewerkschaft organisierten Eisenbahnerstreik. Der Streik wurde durch die Armee zerschlagen und Durruti musste nach Frankreich fliehen.
Buenaventura Durruti, Fotograf: N.N., Wikipedia, Public Domain
Es war im Mai 1919, als Durruti ins spanische Asturien zurückkehrte, wo er sich der anarchistischen Gewerkschaft CNT (Confederacion Nacional del Trabajo) anschloss. Wegen seiner Beteiligung am Aufstand der asturischen Minenarbeiter wurde er verhaftet. Erneut gelang Durruti die Flucht. Er konnte sich in die baskische Stadt San Sebastián absetzen, wo er als Metallarbeiter arbeitete. Aufgrund der staatlichen Verfolgung von Anarchist_innen mit vielen Toten und wegen mehrerer gescheiterter Attentate auf Regierungsbeamte, die er und sein Freund Francisco Ascaso 1922 in Barcelona verübten, mussten sie fliehen und kamen nach Argentinien. Durruti und Ascaso wurden auch dort polizeilich verfolgt, schmiedeten zudem Anschlagspläne und wurden erneut verhaftet. Im Jahr 1927 bot Belgien beiden politisches Asyl an.
Durruti kehrte gemeinsam mit seiner Frau Emilienne und Francisco Ascao schließlich in die inzwischen Spanische Republik zurück. Dort trat er bald der FAI (Federacion Anarquista Iberica) bei, die als Dachverband verschiedener anarchistischer Gruppierungen fungierte.
In der Frühphase des Putsches rechtsgerichteter Generäle um Franco hatten anarchistische Milizen einen wesentlichen Anteil an der Verteidigung der Republik. Als die Ereignisse am 19. Juli 1936 Barcelona erreichten, stürmten Anarchist_innen und die POUM verschiedene von den Franquisten gehaltene Gebäude, darunter die örtliche Kaserne. Francisco Ascao fiel bei diesen Kämpfen.
Ein Bericht von Ricardo Rionda Castro verdeutlicht den teilweise abenteuerlichen Charakter von Buenaventura Durruti und seiner Kolonne, die ihm zutiefst ergeben war:
„Ja, wir kamen nach Madrid, und was sehen wir da auf der Straße? Da steht so ein Trottel herum und kommandiert vier oder fünf Typen, rechtsum, linksum und alle hatten ein Gewehr in der Hand. Das war uns zuviel. Damit haben wir gleich Schluss gemacht. ‚Ihr spinnt wohl, hier wird nicht exerziert, hopp an die Front’. Natürlich hatten wir bald Ärger. Alle fingen an zu zittern, auch die Regierung und schrien: ‚Das ist aber eine unverschämte Bande!’ Einmal da kommen wir aus dem Hauptquartier. ‚Los, nehmen wir einen Schluck vor dem Essen!’ – ‚Wo denn?’ – ‚Drüben am Fernmeldeamt, da gibt’s sogar frischen Hummer.’ – ‚Was, Hummer?’ schrie der Wirt. ‚Wo kommt ihr denn her?’ – ‚Wir sind von der Kolonne Durruti!’ Da fuhr er gleich seinen Hummer auf. Als wir rauskommen, finden wir auf dieser Straße eine verwundete Frau. Irgendwo schießt einer aus dem Fenster. Eine andere Frau ruft mir zu: ‚Da oben ist ein Scharfschütze, ein Faschist.’ Also wir nichts wie die Treppen hoch, finden den Kerl und werfen ihn aus dem Fenster auf die Straße. Und die Regierung: ‚Das sind ja die reinsten Barbaren!’ Aber wir ließen sie schimpfen und machten weiter.“
Gleichzeitig lag es Durruti fern, politische Machtpositionen zu besetzen, wie Antoniio de la Villa beschrieb:
„Largo Caballero, der diese Episode bestätigen kann, rief Durruti eines Tages nach Madrid, um ihn in seinem neuen Kabinett, in das auch Anarchisten eintraten, einen Ministerposten anzubieten. Durruti hatte Caballero nie zuvor gesehen, er wusste nicht einmal wie er aussah. Als ich ihn fragte, welchen Eindruck das Gespräch bei ihm hinterlassen habe, antwortete er mir:
‚Ich erwartete, einen Vierzigjährigen zu treffen, und sah mich plötzlich einem alten Mann gegenüber. Ich hatte ihn immer nur für einen gewöhnlichen Politiker gehalten; aber er war in seinen Überzeugungen so fest, dass er mir beinahe Furcht eingejagt hätte.’
Durruti hat den Ministerposten ausgeschlagen. Er hielt seine Anwesenheit an der vordersten Linie für wichtiger. Und es ist wahr, dass er an der Front unersetzlich blieb. Seine Kolonne hing fanatisch an ihm, und sie gehorchte ihm blindlings.“
Zur Verteidigung Madrids entschied Durruti sich, mit 4.000 Soldaten aus seiner Kolonne in Richtung Stadt zu marschieren. Am 20. November starb Buenaventura Durruti infolge einer Schussverletzung, die er tags zuvor erlitten hatte. Seine Beerdigung, an der 500.000 Menschen teilnahmen, wurde zur Massendemonstration für ein antifaschistisches Spanien.
Literatur
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Ricardo Rionda Castro, in: Hans Magnus Enzensberger, Der kurze Sommer der Anarchie, Frankfurt am Main 1982, S. 187f.
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Antonio de la Villa, in: Hans Magnus Enzensberger, Der kurze Sommer der Anarchie, Frankfurt am Main 1982, S. 238f.
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Buenaventura Durruti (Leon 1896 - Madrid 1936) FAU (16.05.2016).