Die Gräuel des Spanischen Bürgerkriegs brachten es mit sich, dass viele Kinder obdachlos oder zu Waisen wurden. In kleinen Gruppen oder einzeln versteckten sie sich, lebten unter Brücken oder in Ruinen der von Bombenangriffen zerstörten Häuser, in den so genannten „Refugios“. Andere Kinder streunten ziellos auf dem Land herum, nachdem ihre Stadtwohnungen oder ihr Dorf von den Faschisten zerstört worden waren. Einige wurden sogar durch Granatsplitter verletzt und fast verhungert aufgefunden.
Die republikanische Regierung, ausländische Wohlfahrtskomitees und die Soldaten der spanischen Republik und der Internationalen Brigaden nahmen sich der Kindern an und brachten sie z.B. in alten Landhäusern der geflohenen „Großbourgeoisie“ unter. Heime, Schulen und Restaurants ausschließlich für Kinder wurden eingerichtet. Aus gefährdeten Städten und Dörfern wurden sie evakuiert, um in den Heimen ein „erträgliches“ Leben ohne die Bedrohung der faschistischen Truppen führen zu können.
450.000 Kinder streunten obdachlos durch Spanien und für rund 60.000 Kinder gelang es durch die Solidarität der Republikaner und ihrer Sympathisanten, Unterkünfte in ruhigeren Gebieten zu organisieren.
Der Dichter Erich Weinert, der sich während des Bürgerkriegs in Spanien aufhielt, widmete den Kindern ein eigenes Gedicht, welches hier, vertont von Jacob David Pampuch, zu hören ist: Kinderspiel in Madrid
Die folgenden Zeichnungen stammen aus den Heimen, Schulen und Kolonien der „geschützten“ Orte der Spanischen Republik.
M. ARAGON
Bosque 15 Jahre. Instituto de 2ª Enseñanza, La Gasca, Secretaria, Madrid.
Die Volksarmee stiehlt den schrecklichen Faschisten die Hauptstadt des südlichen Aragon
Quelle: They still draw pictures, Mandeville Special Collections Library, University of California, San Diego
BOMBARDIERUNG
Colonia Escolar Colectiva, Burriana. Rafael Barber, 10 Jahre
Quelle: They still draw pictures, Mandeville Special Collections Library, University of California, San Diego
EVAKUIERUNG MADRID
Evakuierung mit dem Zug aus Madrid. Zwei der Kinder weinen, ein anderes gestikuliert in Verzweiflung. Ein Mädchen ist noch mit ihrem Gepäck beschäftigt, ein Junge verabschiedet sich Hände schüttelnd durch den Eingang. Vielleicht ist das ein Selbstportrait von J. Rodriguez, 13 Jahre alt?
Quelle: They still draw pictures, Mandeville Special Collections Library, University of California, San Diego
EVAKUIERUNG LASTWAGEN
Francisco Garcia, 14 Jahre alt, Schulkolonie Torrente, Provinz Valencia.
Der Lastwagen der schweizerischen Hilfe, der Kinder in Sicherheit bringt, stößt während der Fahrt auf ein Flugzeug. „Ist es unser oder Ihres?“, fragen sich die Kinder.
Quelle: They still draw pictures, Mandeville Special Collections Library, University of California, San Diego
Reportage von Erika Mann zur Situation der spanischen Kinder
Erika Mann und ihr Bruder Klaus Mann waren nach Spanien gereist, um Reportagen zu schreiben (vgl. auch den Besuch zweier Condor-Flieger im Gefängnis). Erika Mann berichtet 1937 zur Situation in den Heimen und der Thematik der Kinder in ihren Bildern Folgendes:
„Andere Kinder zeichnen. Das Thema ist frei, – man darf die Sonne abmalen, oder einen Apfelbaum. Von 30 Kindern zeichnen 23 einen Fliegerangriff auf eine Stadt. Aus allen Häusern schlagen Flammen, Bomben fallen aus einem roten Himmel, – in einem felsigen ‚Refugio’ stehen zwei winzige Kinder Hand in Hand – sie sehen, wie eine Frau zusammenbricht, die wahrscheinlich ihre Mutter ist. Viele tote Männer liegen steif wie Marionetten auf den Straßen. Mir grässlicher Eindringlichkeit sprechen die bunten Bildchen von dem unvergesslich Scheußlichen des Überfalls auf Wehrlose.“
Die Kinder wurden nach Frankreich, Belgien, Mexiko und in die Sowjetunion gebracht. Die beiden letztgenannten Länder waren die einzigen Länder, die wirklich tatkräftige Hilfe geleistet haben. 1937 kamen die ersten Schiffe mit Kindern aus Spanien im Hafen von Leningrad an. Diese Kinder wurden in den „casas de niños“ zum ersten Mal seit langem mit bester Verpflegung und guter Unterbringung versorgt. Erst 1956 kam es zu einer Einigung der Sowjetunion und der spanischen Regierung über die nun inzwischen erwachsenen Kinder, die zum Teil auch schon mit Sowjetbürgern verheiratet waren: Nach fast zwanzig Jahren wurde Ihnen nun erlaubt, nach Spanien zurückzukehren.
Literatur
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Erika Mann, in: Wilfried F. Schoeller (Hrsg.), Die Kinder von Guernica. Deutsche Schriftsteller zum Spanischen Bürgerkrieg, Berlin 2004.
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„They Still Draw Pictures“ umfasst auch eine digitale Reproduktion eines gleichnamigen Buches, welches erstmals 1938 in New York von der Spanish Child Welfare Association of America for the American Friends Service Committee herausgegeben wurde. Weitere Informationen zu dem Archiv hier.
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