Beato Anselmo Polanco y Fontecha, Bischof von Teruel, der Hauptstadt der spanischen Provinz Bajo Aragón.
Quelle: www.persecucionreligiosa.es
Monseñor Beato Anselmo Polanco y Fontecha (Jg. 1881) war einer der wenigen Augustiner innerhalb des spanischen Episkopats. Er verfasste, unmittelbar vor den Februarwahlen des Jahres 1936, die mit einem Sieg der linken Volksfront endeten, einen flammenden Hirtenbrief, in dem bereits, wenn auch (noch) metaphorisch gemeint, all jene Topoi auftauchten, die die franquistische Propaganda der folgenden Jahre zur Rechtfertigung des Militärputsches und der brutalen Repression wieder und wieder herbeizitieren sollte:
„Heute stehen nicht länger Regierungsformen zur Diskussion, die in diesem Land herrschen sollen, sondern etwas Grundlegendes und Substantielles für die Sache Gottes und Spaniens. Auf der einen Seite kämpfen die Verteidiger von Religion, Eigentum und Familie, auf der anderen die Vertreter des Unglaubens, des Marxismus und der freien Liebe. Dies sind die zwei verfeindeten Städte, von denen Augustinus spricht: die gegeneinander stehenden Kräfte von Gut und Böse. In diesem Feldzug, angesichts der Gefahr, der all jene Werte ausgesetzt sind, die die Völker erheben und wachsen lassen, angesichts der Gefahr für den materiellen Frieden selbst, der unverzichtbare Vorbedingung des Gemeinwohls ist, wäre es da zulässig, die Arme zu verschränken und die bequeme Haltung des unbeteiligten Zuschauers einzunehmen? Nein. [...] Laßt uns auf das Schlachtfeld eilen und den Posten einnehmen, der uns zukommt. Gott will es so! Die Kirche und das Vaterland verlangen es!“
Als sich im Sommer 1936 der Militärputsch zum Bürgerkrieg ausweitete, ließ Polanco seinen Worten Taten folgen. Er organisierte und finanzierte mit Hilfe eines bischöflichen Fonds eigenmächtig eine Guerillaeinheit, die über die wechselnden Fronten des Bajo Aragón in die republikanische Zone eindrang, um Sabotageakte zu verüben.
Als die Stadt am 8. Januar 1938 in republikanische Hände fiel, wurde Polanco verhaftet. Er starb ein Jahr später unter ungeklärten Umständen.
Obwohl der Vatikan die von der republikanischen Regierung angebotene Auslieferung des Gefangenen unbeantwortet gelassen hatte, wurde 1958 in Rom ein Seligsprechungsverfahren für Anselmo Polanco eingeleitet, das schließlich 1995 erfolgreich abgeschlossen wurde.
„Am 7. September 2001, kaum ein halbes Jahr nach der 'Massenseligsprechung' auf dem Petersplatz, sprach Johannes Paul II. noch einmal öffentlich von Anselmo Polanco: auf dem 180. Generalkapitel des Ordens des Heiligen Augustinus in Rom. 'Euer Orden', sagte er dort, 'hat durch die Jahrhunderte eine lange Reihe von Heiligen gekannt. In jüngerer Zeit habe ich die Freude gehabt, weitere hinzuzufügen. Ist das nicht ein Zeichen spiritueller Vitalität, eine Ermutigung, ihrem Beispiel zu folgen? Möge das Zeugnis von Glaube und Barmherzigkeit eures Bruders Monseñor Anselmo Polanco, Bischof von Teruel, ermordet während der turbulenten Tage des Spanischen Bürgerkriegs, mitten im 20. Jahrhundert, Euch ein Beispiel sein. Seiner bischöflichen Aufgabe treu, gab er sein Leben mit Freude für die Seelen seiner Gläubigen.'“
Literatur
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Die Affäre Polanco, in: Texte zur Spanischen Revolution, www.anarchismus.at (21.06.2016)
Biographie im Ökomenischen Heiligenlexikon
Im Ökomenischen Heiligenlexikon liest sich seine Biographie, verfasst von Klaus Martin Reichenbach, ehemaliger Priester der Erzdiözese Köln, so:
17. † [gestorben] am Dienstag, dem [sic!] 7. Februar 1939, wurde in Can Tretze in Pont de Molins, Gerona, erschossen
• der selige Bischof und Märtyrer Anselmo Polanco Fontecha, 58 J., geboren in Buenavista de Valdavia, Palencia, in einer Bauernfamilie; 15-jährig trat er in Valladolid in den Augustinerorden ein, studierte im Kloster Santa Maria in La Vid und legte 1897 die feierlichen Gelübde ab; 1904 wurde er zum Priester geweiht; nach der Weihe war er einige Monate in Deutschland. Er war dann Theologieprofessor in seinen Seminaren in Valladolid und in La Vid. 1923 - 1929 war er Prior in Valladolid. 1929 wurde er ernannt für die Mission auf den Philippinen und wurde 1932 dort Provinzialoberer. Er bereiste China, Kolumbien, Peru und die USA im Dienst seines Ordens. 1935 wurde er zum Bischof von Teruel geweiht und zugleich zum Apostolischen Administrator von Albarracin ernannt. Am 24. Dezember 1937 erstürmte die Republikanische Armee Teruel. Die spanischen Bischöfe hatten in einem gemeinsamen Aufruf an die Weltöffentlichkeit appelliert, die Kirchenverfolgung durch die republikanischen Truppen zur Kenntnis zu nehmen und möglichst zu stoppen. Bischof Polanco wurde überredet, seine Unterschrift öffentlich zu widerrufen, dafür wurde ihm sogar der Bischofstuhl von Barcelona, von Gnaden der Republikaner, angeboten; als er ablehnte, wurde er verhaftet und 13 Monate lang in verschiedenen Städten eingekerkert. Er wurde gegen Ende als menschliches Schild von roten Soldaten auf ihrem Rückzug missbraucht. Schließlich wurde er erschossen, mit etwa 40 anderen Gefangenen, darunter seinem Generalvikar. Seine sterblichen Überreste wurden geborgen und in seiner Kathedrale beigesetzt.
Aus dem Martyrologium Romanum 2004, übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln
Seligsprechung
Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI sprachen während ihrer Amtszeit insgesamt 969 Märtyrer selig, darunter auch den Bischof von Teruel, Anselmo Polanco. Papst Franziskus setzte in Tarragona das Werk fort, als am 13. Oktober 2013 weitere 522 Märtyrer seliggesprochen wurden – bei der größten Seligsprechungsfeier in der Geschichte der katholischen Kirche. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Aus Sicht der Kirche starben die spanischen Priester, Nonnen und Geistlichen „Aus Hass gegen den Glauben“, weswegen sie, im klassischen Sinne als „Märtyrer“ in Ehren gehalten werden müssen.