Unter der irreführenden und verharmlosenden Bezeichnung „Jugendschutzlager“ errichtete das nationalsozialistische Deutschland spezielle Konzentrationslager für Jugendliche. Das erste Lager für männliche Jugendliche bestand von 1940 bis 1945 in Moringen bei Göttingen. Ein entsprechendes Lager für weibliche Jugendliche wurde im Juni 1943 in der Nähe des Frauen-KZ Ravensbrück eingerichtet und nach dem Landschaftsgebiet „Uckermark“ benannt. Darüber hinaus bestand im polnischen Łódź noch ein drittes Lager, in dem polnische Kinder und Jugendliche inhaftiert wurden. Aufgrund politischer, religiöser, rassischer und vor allem sozialer Verfolgung wurden Mädchen in Uckermark und Jungen in Moringen als sogenannte „Gemeinschaftsfremde“ inhaftiert. In den beiden KZs waren insgesamt etwa 3.000 Kinder und Jugendliche aus dem gesamten Reich und den besetzten Gebieten im Alter von 10 bis 25 Jahren inhaftiert.
Die Internetseite Jugend-KZ bietet einen Überblick über die Geschichte der beiden Lager. Umfangreiche Texte verdeutlichen die Entstehung der Lager, die Organisationsstruktur und den Lageralltag. Einzelne Häftlingsbiographien veranschaulichen die vielfältigen Schicksale der Jugendliche und die Gründe für ihre Inhaftierung, vom aktiven Widerstand gegen den NS, Leidenschaft für Swing-Musik oder der Einstufung als „Asozialer“. Unter dem Menüpunkt Materialien finden sich Literaturhinweise, Filmempfehlungen sowie ein Verweis auf die Arbeit der Gedenkstätte Moringen.
Der Autor der Webseite Martin Guse hat in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Moringen eine Wanderausstellung zu den beiden Jugend-KZs Moringen und Uckermark mit dem Titel „Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben“ konzipiert. Neben der Entstehungsgeschichte, dem Lageralltag und einzelnen Biographien beschäftigt sich die Ausstellung auch mit der Erinnerung an die Lager bzw. ihrem jahrelangen Vergessen im Nachkriegsdeutschland. Die Ausstellung kann gegen eine Gebühr von 210 Euro pro Woche ausgeliehen werden. Auf der Webseite finden sich zudem aktuelle Ausstellungstermine sowie weitere Literaturhinweise zum Thema.