Unter dem Titel „Von der Felswand zum Cyberspace“ widmet sich das Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) Bildern in Politik und Geschichte. Ziel der Artikelsammlung ist es, „zu einem vertieften Verständnis im Umgang mit Bildern beizutragen.“
Elmar Elling beschreibt die enge Beziehung von Bild und Schrift. Dabei geht er davon aus, dass am Anfang aller Schrift das Bild steht. Michael Sauer untersucht Bilder als historische Quellen, also als eine Hinterlassenschaft der Vergangenheit. Diese gilt es in ihrem spezifischen Kontext zu deuten und zu verstehen. Wie sich „Weltbilder auf Karten“ manifestieren, zeigt Ute Schneider. In einem Experiment ließ sie Studierende die Welt zeichnen, die häufig Europa im Zentrum ihrer Darstellungen positionieren. Das Ergebnis verweist auf die Ursprünge unserer Weltbilder und die Rolle von Atlanten.
Werner Faulstich macht auf die gegenseitige Abhängigkeit von Bild- und Medienwissenschaft aufmerksam. Denn ohne Medien gebe es keine Bilder. Es bedürfe stets eines Mediums, wie beispielsweise der Wand, um etwas zur Darstellung zu bringen. In seinem zweiten Beitrag beschreibt Faulstich den Übergang von der „Bebilderung der Welt zur Welt der Bilder“ am Beginn des 20. Jahrhunderts. Damit verbunden sei auch die Einsicht, dass die Wirklichkeit nicht mehr abgebildet, sondern lediglich rekonstruiert werden könne.
Horst Pötzsch untersucht den Zweiten Weltkrieg als den ersten umfassend photographisch dokumentierten Krieg der Menschheitsgeschichte. Die geschätzten 30 bis 40 Millionen Fotos stellen eine Herausforderung für die historische Forschung dar. Worin diese besteht, erläutert der Autor anhand einiger ausgewählter Abbildungen, die gegen Ende des Krieges entstanden. Gerhard Paul skizziert in seinem Beitrag eine „Geschichte der fotografischen Kriegsberichterstattung“. Diese hatte „neben der Informationsvermittlung schon immer die Aufgabe, die Krieg führenden Gesellschaften hinter ihren Herrschern zur 'Heimatfront' zu formieren und die Kluft zwischen Front und Heimat zu überbrücken.“ Dies könne nur gelingen, weil Bilder instinktiv für „wahr“ gehalten werden.
Elmar Elling widmet sich in seinem zweiten Beitrag der Bedeutung von nationalen Symbolen. Auf Bilder gebannt werden sie vielfach gezielt dazu eingesetzt, eine „vorgestellte Nation“ (Benedict Anderson) zu konstituieren und gleichsam zu stärken. Auch Plakate können Instrumente sein, um zu informieren, zu diffamieren oder zu appellieren, so Michael Sauer in seinem Text über „Historische Plakate“. Er untersucht Werbeplakate sowie politische Plakate und fragt nach ihren spezifischen Absichten und Formen.
Alexandra Dolezych deutet „Herrscherbilder“ als Stellvertreter realer Personen, die in deren Abwesenheit von der Präsenz der Mächtigen zeugen. In der Darstellung dominiert dabei die Darstellung der gesellschaftlichen Stellung des Herrschenden, z.B. mithilfe von Insignien wie Krone und Zepter. Heute dienen andere Parameter als Chiffren der Macht. In seinem abschließenden Beitrag zeigt Elmar Elling die enge Verknüpfung von „Manipulation und Propaganda“ am Beispiel von (digital) bearbeiteten Bildern.
Das Dossier weiß durch sein breites Themenspektrum und die hohe Qualität der Texte zu überzeugen. Die eher akademischen Beiträge eignen sich allerdings weniger für den Einsatz im Unterricht als für die vorbereitende Reflektion über das facettenreiche Thema Bilder.
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