Das Heft „Bilder“ aus der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ widmet sich den Bedeutungen von Bildern in unserer Gesellschaft. In sechs Beiträgen wird ein breites Themenspektrum behandelt, dass sowohl akademische wie auch nicht fachliche Diskussionen über Bilder beinhaltet.
Im Editorial eröffnet Katharina Belwe das Feld und skizziert die drei Leitfragen des Heftes. Zunächst beschreibt sie die Diskussion um das uneindeutige Verhältnis von Bild und Wirklichkeit. Dann kommt sie auf die Verwendung von Bildern zu bestimmten (politischen) Zwecken zu sprechen. Und zuletzt fragt sie, wie die allerorts propagierte „Flut der Bilder“ zu bewerten ist.
In seinem einleitenden Beitrag „Dinger – Bilder – Denken“ warnt der „Professor für Philosophie an der Universität Marburg“ Reinhard Brandt vor einem unkritischen Umgang mit den Bildern, die unseren Alltag umgeben. Gerade weil wir ständig leicht verständlichen und marktgerecht aufbereiteten Bildern ausgesetzt sind, sei eine kritische Distanz notwendig, so der Autor.
Hans-Jürgen Pandel, emeritierter Professor für Geschichtsdidaktik, widmet sich dem Verhältnis von Bild und Bildbeschriftung. So werden visuell kodierte Inhalte, also Bilder, stets mittels Sprache dekodiert. Die Ursache für diesen Schritt liege in der Uneindeutigkeit von Bildern begründet. Erst durch eine Bildunterschrift werde einem Bild eine Bedeutung zugewiesen, die es eindeutig lesbar macht. Darin, so Pandel, liege aber auch die Gefahr, Bilder aus ihren ursprünglichen Kontexten und Sinnzusammenhängen zu lösen.
Pablo Schneider fragt aus einer kunstgeschichtlichen Perspektive nach der „Macht der Bilder“. Der Autor stellt die These auf, dass „alle Arten von Bilderstürmen, von der Reformation bis zum zweiten Irakkrieg, eindeutig von der Macht und Beseelung der Bildobjekte [berichten]“ (25). Denn Bilder würden stets auf die Intentionen derjenigen verweisen, die ihre Sicht der Realität abbilden wollen. In dieser Polarität von Gegenstand und Vorstellung sei das Medium Bild einmalig.
Die Sozialwissenschaftlerin Elke Grittmann untersucht in ihrem Beitrag das sich wandelnde Bild von Politik in der Öffentlichkeit. Die Inszenierung von Politik sei heute professionell durchorganisiert, so die Autorin. Neben der Präsentation von politischen Inhalten gehe es für jeden Politiker auch stets darum, sich mit Hilfe von Photographien „in Szene“ zu setzen. Die Wissenschaft beschäftigt sich seit der „Visualisierungswelle“ Anfang der 1990er Jahre intensiv mit der Funktion politischer Bilder und ihrer medialen Logik in der Öffentlichkeit. Die Autorin konstatiert hierbei vier Neuerungen: eine zunehmende Emotionalisierung und Inszenierung, eine Eventisierung politischer Ereignisse und die steigende Zahl von Bildern im Internet durch die Digitalisierung. All diese Prozesse würden unsere politische Kultur auf eine noch nicht absehbare Weise verändern.
Der Professor für Geschichtsdidaktik Gerhard Paul analysiert abschließend, wie stark Bilder unsere Vorstellungen von Kriegen beeinflussen. Besonders sichtbar werde dies, wenn Bilder als Waffe verwendet werden. Denn nicht ein Ereignis selbst, sondern seine mediale Inszenierung präge unsere Wahrnehmung, Deutung und Bewertung. Stark emotionalisierende Bildereignisse wie z.B. der Terrorangriff vom 11. September 2001 belegen, dass Bilder heute genauso in der Lage sind, Fakten zu schaffen wie Waffen. So betrachtet, erzeugten Bilder Geschichte, statt sie nur abzubilden. Die Rezipierenden werden dabei in die Rolle von Komplizen bei der Bildinterpretation versetzt, die gefährliche Konsequenzen haben kann.
Es gelingt den Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen, das Thema Bilder anschaulich aufzufächern. Die Texte zeigen in einem ausgeglichenen Verhältnisses von Theorie und Praxis, wie wichtig die ständige kritische Reflektion der Bilderwelten ist. Für die pädagogische Praxis und ihre Reflexion können die hier vorgestellten Beiträge mit Sicherheit wertvolle Anregungen bieten.
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