Das 450-seitige Werk zeigt die Weltgeschichte anhand von Karten, Chroniken und Erklärungstexten. Die Themen des Atlasses beginnen mit der Vor- und Frühgeschichte, gehen weiter zum Altertum und Mittelalter und behandeln die Frühe Neuzeit. Die letzten beiden Kapitel betrachten schließlich das „lange 19. Jahrhundert“ (1789 – 1917/18) sowie das 20. und 21. Jahrhundert.
Es werden auch Aspekte der Klimageschichte mit aufgenommen, die für die Siedlungsgeschichte und für den Ackerbau grundlegend sind und somit manche Kulturpraktiken, Konflikte und Kriege erklären können. Weiterhin sind die Chroniken am unteren Rand für Erklärungen sehr behilflich, die wichtige Eckdaten auf einem Zeitstrahl aufzeigen, die Karten sehr schön ergänzen und zudem eine leichte Orientierung ermöglichen.
Ein weiterer Pluspunkt des Atlasses ist, dass Migrationsbewegungen, Wirtschafts- und die Siedlungsgeschichte im Laufe der Zeit nachvollzogen werden können. Auch die Weltanschauungen aus unterschiedlichen Zeiten und die Weltreligionen finden im Atlas eine große Beachtung, inklusive mehrerer Unterkapitel. Dadurch ist es möglich anhand des Atlasses sehr viele Aspekte der Geschichte aufzuzeigen. Wenn auch meines Erachtens zu stark Kriege, die Männer- und Herrschaftsgeschichte im Vordergrund stehen. So spielen Frauen z. B. bei den „Personen der jeweiligen Kapitelepochen“ so gut wie keine Rolle.
Im Atlas wurde auf eine schöne, einheitlich grafische Gestaltung geachtet, wenn auch die Karten meines Erachtens manchmal etwas zu klein sind, vor allem wenn man sie als Kopiervorlagen nutzen möchte. Hier wäre es sinnvoll gewesen, wenn die Karten auch digital zur Verfügung stünden und sie somit an die Wand zu projizieren wären bzw. bessere Kopien für den Unterricht ermöglichen würden.
Als Geografin finde ich besonders schön, dass auf die Projektion der Karten geachtet wurde. D. h. es wird nicht die klassische Mercator Karte verwendet, die zwar strecken- und winkeltreu ist, dafür aber die Flächen so sehr verzerrt, dass Afrika genauso groß, wie Europa erscheint. Es wurde sich stattdessen für flächentreue Projektionen entschieden. Auch wurde bei manchen Karten eine Perspektivenänderung vorgenommen, die nicht Europa, sondern z. B. Asien in den Mittelpunkt der Weltkarte stellt. Diese kleinen Veränderungen führen bei den Betrachterinnen und Betrachter häufig unterbewusst zu einem veränderten Weltbild, sie hätten meiner Meinung nach häufiger angewendet werden können. Die Karten, Chroniken und Texte werden von Fotos zur besseren Veranschaulichung, begleitet.
Auch wenn sich um einen Perspektivenwechsel und eine alternative Darstellung sehr bemüht wurden, ist der eurozentristische Blick auf die Weltgeschichte weiterhin sehr deutlich erkennbar. Menschen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika würden die Weltgeschichte sicherlich anders in einem historischen Weltatlas darstellen. Der Atlas behandelt auf mehr als der Hälfte seiner Seiten die deutsche bzw. europäische Geschichte. Während Asien schon vor der Kolonialzeit erwähnt wird, tauchen der amerikanische und afrikanische Kontinent erst mit Beginn der Kolonialgeschichte auf – mit Ausnahme des antiken Ägyptens. Dies ist aus europäischer Sicht kein Wunder, denn Asien spielte im Vergleich zu Amerika oder Afrika, historisch gesehen schon viel früher eine Rolle. Die Wiege der Menschheit – Afrika und die hohen kulturellen Errungenschaften in Lateinamerika, tauchen mit Ausnahme von fünf Weltkarten vor der Kolonialgeschichte nicht auf. Für den ansonsten guten Atlas, wäre eine globale und interkulturelle Perspektive eine große Bereicherung gewesen und die Weltgeschichte könnte aus noch mehr unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden.