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Mit dem kleinen Band „Hauptstadt des Holocaust“ ist ein weiteres Buch im Format eines Stadtführers über Stätten nationalsozialistischer Herrschaft und des Terrors in der ehemaligen Reichshauptstadt erschienen, in dem auch Ort aus dem nahe liegenden brandenburgischen Umland Erwähnung finden. Der Titel mag ein wenig reißerisch gewählt sein und erscheint im Vergleich zu den behandelten Themen auch als zu kurz greifend.
Die Autoren David Koser und Roman Schmidt behandeln in den sieben Kapiteln des ersten Teils nicht nur die NS-Rassenpolitik und die Vernichtung von Juden, Sinti und Roma, sondern widmen sich ebenso anderen Bereichen der Auswirkungen nationalsozialistischer Ideologie. Dementsprechend werden Zwangssterilisationen und Krankenmorde ebenso angesprochen wie Zwangsarbeit, das Eigenbild der nationalsozialistischen Deutschen als Herrenrasse, der Krieg und die Versuche einer sogenannten Germanisierung in den unterworfenen Staaten und letztlich der Komplex von Zwangsarbeit. Eine bruchlose Unterordnung dieser Aspekte des NS unter den Holocaust, wie sie der Titel suggeriert, verwischt die jeweiligen begrifflichen Spezifika, zumal „Hauptstadt des Holocaust“ keine Analyse, sondern eine Beschreibung von Orten der NS-Herrschaft liefert.
Im Anschluss an die historischen Kapitel finden sich die Beschreibungen von 104 Ereignisorten, die farblich den jeweiligen Kapiteln zugeordnet sind und somit gut in einen geschichtlichen Zusammenhang gestellt werden können. Zu den ausgewählten Orten gehören solche der Täter, wie das ehemalige Rasse- und Siedlungsamt der SS in der Kreuzberger Hedemannstraße, aber auch Orte der Verfolgten und Opfer, so beispielsweise die bekannte Neue Synagoge in der Oranienburgerstraße.
Das vorliegende Buch hat seinen Wert für alle, die einen groben Überblick über die Berliner Orte der Geschichte von Nationalsozialismus, Holocaust und NS-Massenverbrechen bekommen wollen. Im direkten Vergleich mit Standardwerken, zum Beispiel “Wege der Erinnerung“ von Stefanie Endlich, kann der besprochene Band allein des unterschiedlichen Umfangs wegen nicht bestehen. Eine Leseprobe finden Sie hier.