Die Handreichung des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) über „Lesbische und schwule Lebensweisen“ enthält ein Kapitel über Homosexualität im Nationalsozialismus. Die Autorinnen und Autoren wollen Impulse für eine schulische Beschäftigung mit der Homosexuellenverfolgung geben. Eine Einbettung in eine Unterrichtsreihe zum Thema Nationalsozialismus ab Klasse 7 erachten sie für sinnvoll.
Das Ziel der Handreichung ist zunächst die Vermittlung von Wissen über die Verfolgung homosexueller Menschen im Nationalsozialismus. Es wird zudem betrachtet, wie Menschen auch nach dem Ende des Regimes Verfolgung ausgesetzt waren. Die mangelnde gesellschaftliche Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen gegen homosexuelle Menschen soll ebenso Diskussionsanstöße geben wie die Frage nach dem Umgang mit dem Thema „Nationalsozialismus und Homosexualität“ in der politischen Debatte der Gegenwart. Mit Hilfe der Unterrichtsmaterialien sollen sich Schülerinnen und Schüler ein eigenes Urteil zu dem Themenkomplex bilden können.
Anhand von Informationen zu individuellen Schicksalen und Lebensläufen homosexueller Männer und Frauen können sich die Lernenden einen Zugang erschließen. Dazu stehen Selbstzeugnisse, Gerichtsakten und Verhörprotokolle zu Verfügung. Diskussionsgrundlage können weitere Materialien sein wie eine Rede des MdB Volker Beck vor dem Bundestag sowie der Wortlaut des Gesetzestexts des § 175, wie er von 1872 und in veränderter Form von 1935-1969 galt. Bei der Arbeit mit solchen Quellen bietet es sich an, Themen wie Oral History und die Problematik anzusprechen, die sich ergibt, wenn man Einzelschicksale mittels erhaltener Gerichtsakten, Verhörprotokollen in der historischen Forschung und im Unterricht aus einer Täterperspektive darstellt.
Eine ausführlichere Beschäftigung mit dem Thema in der Schule lässt sich bei Interesse auch mit einem Besuch des Schwulen Museums oder des Denkmals für die im NS verfolgten Homosexuellen verbinden.
Die Unterrichtsmaterialien sind auf der Webseite der Kampagne „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ zugänglich. Die Initiative fordert Aufmerksamkeit für das Thema Homosexualität in der Schule. Denn vielerorts werde diese in der Schule und Bildungspolitik nicht als Problem wahrgenommen. Die Kampagne regt zum Handeln an, damit in Schulen mehr gegen Homophobie getan wird und somit die dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz zugrunde liegenden Normen auch in der Schule selbstverständlich umgesetzt werden. Auf den Seiten der Kampagne finden Sie eine umfangreiche Übersicht zu Unterrichtsmodulen über Homosexualität in der Schule.
Die Unterrichtsmaterialien von „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ erhalten Sie hier. Die Handreichung über lesbische und schwule Lebensweisen vom LISUM Berlin-Brandenburg können Sie hier herunterladen.