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Ort/Bundesland: Sachsen |
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Dr. Michael Düsing CJD Chemnitz/Außenstelle Freiberg im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. Himmelfahrtsgasse 20 D-09599 Freiberg Tel.: +49 (0) 3731 67 69 0 Fax: +49 (0) 3731 67 69 13 |
Sie sind arbeitslos und auf Sozialhilfe angewiesen trotz eines guten Schulabschlusses und einer Berufsausbildung. Für junge Leute in der Region Freiberg an der deutsch-tschechischen Grenze ist das bitterer Alltag. Das Gefühl, keine Chance zu haben, führt bei manch einem zum Verlust sozialer Werte. Intoleranz, Fremdenhass, Rassismus und Antisemitismus können die Folge sein. Dem wollte das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) ein Angebot entgegensetzen. So entstand 1998 das bis dahin bundesweit einmalige Projekt "Shalom Sachsen-Böhmen" in der Außenstelle Freiberg des CJD Chemnitz.
Originärer Ansatz des Projekts ist die Verbindung von beruflicher Qualifizierung mit der Aufarbeitung der regionalen jüdischen Geschichte. Durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sollte die Jugendlichen für Antirassismus und gegen Antisemitismus sensibilisiert werden. Das grenzüberschreitende Projekt erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den jüdischen Gemeinden in Dresden und Chemnitz, mit dem Verein "HATiKVA" in Dresden und mit tschechischen Partnern - der Theresienstädter Initiative und den jüdischen Gemeinden Nordböhmens und Prags. Es wurde von einer Sozialpädagogin und einem Theologen betreut.
Aufgabe der 15 jungen Sozialhilfeempfänger im Alter von 18 bis 28 Jahren war es, den Leistungen, aber auch der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in ihrer Heimatregion nachzuspüren, ihre Geschichte zu dokumentieren und aufzubereiten. Zugleich bot sich die Chance, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit neuen Berufsfeldern bekannt zu machen und ihnen Qualifikationen zu vermitteln, die zum Wiedereinstieg ins Berufsleben notwendig sind. Die zweijährige Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme, gefördert durch Mittel der Europäischen Gemeinschaftsinitiative INTERREG II und des Landkreises Freiberg, erfolgte modular in modernen Berufsfeldern der Informations- und Mediendienste und wurde durch jeweils sechswöchige Berufspraktika ergänzt.
Gegenstand der Dokumentationsarbeiten waren u.a.:
Die Realisierung dieses Vorhabens wäre nicht ohne die große öffentliche Unterstützung möglich gewesen: Privatpersonen, Kirchengemeinden, der Freistaat Sachsen, der Landkreis Freiberg und die Städte Freiberg und Oederan, aber auch Stadt- und Kreisräte quer durch alle demokratischen Parteien, spendeten mehrere Tausend Mark.
Die persönliche Begegnung mit den überlebenden jüdischen Frauen, die von Lodz und Theresienstadt über Auschwitz "auf Transport" in die sächsische Bergstadt gegangen waren, war für die Jugendliche ein überwältigendes Erlebnis und fand in den Medien ein breites Echo. Um die Erinnerungen der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen an die Grauen des Holocaust öffentlich zu machen, wurden ihre Berichte wesentlicher Bestandteil des im Mai 2002 vom CJD Chemnitz veröffentlichten Buches "Wir waren zum Tode bestimmt - Lodz - Theresienstadt - Auschwitz - Freiberg - Oederan - Mauthausen" über die Geschichte der Außenlager des KZ-Flossenbürgs in Freiberg und Oederan (siehe pdf-Dokumente).
Die Pilotphase des Projekts "Shalom Sachsen-Böhmen", die im März 2000 endete, war durchweg erfolgreich: Zum einen ist Freiberg mit dem CJD-Projekt seiner NS-Geschichte näher gekommen als viele andere deutsche Städte. Zum anderen haben viele der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die nun über die berufliche Qualifizierung als "Denkmaltechnischer Assistent" oder "Bürokaufmann/frau" verfügen, den Sprung ins Erwerbsleben geschafft: Zwei Drittel fanden einen Arbeitsplatz oder einen weiterführenden Ausbildungsplatz bereits im Verlauf der Qualifizierungsmaßnahme oder unmittelbar im Anschluss.
Das Projekt "Shalom Sachsen-Böhmen" fand auch auf politischer Seite Anerkennung: Es wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Jugend und Frauen in dem Wettbewerb "Fit für Leben und Arbeit - neue Praxismodelle zur sozialen und beruflichen Integration von Jugendlichen" ausgezeichnet.
Im Anschluss an diese erfolgreich abgeschlossene Maßnahme begann am 1. Dezember 2001 das Nachfolgeprojekt unter dem Titel "Shalom - Beschäftigung und Qualifizierung für arbeitslose Jugendliche". 10 junge Erwachsene setzen die Spurensuche nach jüdischem Leben in der mittelsächsischen Region Freiberg - Dresden bis zum 30.11.2004 fort. Das neue Projekt wird aus Mitteln des Antirassismus-Programms XENOS der Bundesregierung und der Bundesanstalt für Arbeit gefördert. Über drei Jahre werden die Jugendlichen im Berufsbild "Fachangestellter für Informations- und Mediendienste" qualifiziert.
Arbeitsschwerpunkte dieses Projekts sind: