„Für mich war es die schönste Zeit meines Lebens, wenn auch die tragischste...“ beschreibt eine der Zeitzeuginnen ihre Beteiligung an der polnischen Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg. Regisseur Paul Meyer hat zahlreiche Polinnen interviewt, die sich gegen die deutsche Besatzung Polens auflehnten. Frauen waren in der Untergrundbewegung nichts Ungewöhnliches. Sie arbeiteten in allen Bereichen des polnischen Untergrundstaates. Viele waren vor dem Krieg Lehrerinnen, Professorinnen oder Schauspielerinnen. Unter der Besatzung Nazideutschlands entschieden sich zahlreiche Frauen für den Widerstand und – das war neu – für den bewaffneten Kampf.
An der Seite ihrer männlichen Mitstreiter kämpften sie im Warschauer Aufstand 63 Tage für die Freiheit Polens. Tausende von ihnen verloren ihr Leben im Einsatz als Meldegängerinnen, Krankenschwestern oder Soldatinnen. Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatten viele Polinnen in Erwartung des drohenden Krieges eine militärische Grundausbildung absolviert. Doch auf Grund der extremen Waffenknappheit während der Besatzung mussten viele von ihnen ihren männlichen Kollegen den Vortritt lassen und stattdessen im Hintergrund walten.
Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands gingen 1700 Frauen in deutsche Gefangenschaft. Als Kriegsgefangene der polnischen Heimatarmee anerkannt, schickte man sie in ein, eigens für sie errichtetes, Lager im emsländischen Oberlangen. Dort harrten sie monatelang bis zu ihrer Befreiung durch polnische Truppen im Frühjahr 1945 aus. Nach der ersten Freude über die neu gewonnene Freiheit wurden jedoch viele enttäuscht: Sie hatten erwartet, nach Polen zurückzukehren und weiterzukämpfen. Doch im sowjetisch-besetzten Polen waren sie und ihre ehemalige Widerstandsarmee plötzlich zur Gefahr für die neuen Machthaber geworden. Wer zurückging, musste mit der Deportation nach Russland rechnen oder wurde sofort als „VerräterIn“ hingerichtet.
Meyers Dokumentarfilm gibt seinen Protagonistinnen viel Raum, von ihren Erfahrungen zu berichten. Er versammelt Frauen aus allen Bereichen des damaligen Widerstands, um ihnen ein umfassendes Bild des besetzten Polens zu entlocken. Dies gelingt ihm hervorragend. Wer über Polen im Widerstand bisher wenig wusste, wird hier in 90 Minuten gut informiert. Allen anderen gibt der Film einen Einblick in ein bisher wenig thematisierten Aspekt der Geschichte. Die Dokumentation lässt sich gut im Unterricht/in der politischen Bildung einsetzen, insbesondere auch, weil sie einen Ansatz für genderbewusstes historisches Lernen bietet. So können wahrscheinliche Assoziationen von Jugendlichen wie „Widerstand = männlich und bewaffnet“ zum Ausgangspunkt von Diskussionen werden.
Nicht zuletzt vermittelt Regisseur Meyer ein Erklärungsangebot, woher der polnische Drang nach Freiheit und der spezielle Patriotismus herrühren. Und so kann man am Ende des Films vielleicht verstehen, was eine der Protagonistinnen meint, wenn sie sagt: „Was mich mit Stolz erfüllt, ist, dass ich alles Private zurückstellen konnte, um zu kämpfen.“
Unter http://www.absolutmedien.de/main.php?view=film&id=1209 kann der Film zum Preis von 17,90 € bezogen werden.