Ausgehend von der eigenen sowie den Linklisten des Dokumentationszentrums des Österreichischen Widerstands, des Zeitgeschichte Informationssystems der Universität Innsbruck und dem Dortmunder Linkkatalog zur Geschichtswissenschaft durchsuchte der Autor das Internet nach Websites zu den Themenkomplexen Nationalsozialismus und Holocaust. Ergänzend wurden die Webkataloge von Altavista und Yahoo genutzt sowie bei Google die Stichworte „Holocaust“, „Shoa(h)“ und „Nationalsozialismus“ eingegeben.
Diese Form der Recherche versucht sicherzustellen, die wichtigsten wissenschaftlichen und/ oder institutionellen Websites zu erfassen sowie auch solche Websites zu untersuchen, auf die Interessierte zufällig stoßen, da sie bei einer Stichwortsuche auf den vordersten Plätzen geführt werden. Websites mit den NS relativierenden und verherrlichenden Inhalten wurden nicht mit aufgenommen.
Insgesamt wurden 204 Websites zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust erfasst und kursorisch beurteilt sowie 30 ausgesuchte Websites ausführlicher besprochen und bewertet. Eines der Bewertungskriterien war u. a. ob sie wenigstens den grundlegenden Anforderungen des World Wide Web-Consortiums (W3C) und den darauf aufbauenden gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.
Ein pädagogisches Konzept für eine spezielle Zielgruppe im engeren Sinne ist nur bei wenigen Websites erkennbar. Ausnahmen sind vor allem pädagogische Einrichtungen und Sites, die LehrerInnen bei der Unterrichtsvorbereitung helfen sollen. Viele Institutionen bemühen sich aber darum, für ihren Webauftritt eine relativ einfache Sprache zu verwenden. Verschiedene Versionen für Laien/ Jugendliche bietet, so der Autor, keine der Websites an, lediglich die Internetpräsentation des Holocaust-Mahnmals in Berlin biete eine Version für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Viele der CDs und DVDs zum Thema, so der Autor, tragen zunächst vielversprechend klingende Titel, entpuppen sich bei näherem Hinsehen aber als reine auf CD veröffentlichte Textdateien ohne multimedialen Mehrwert oder als Film-DVDs. Insgesamt wurden 78 CDs und DVDs erfasst, von denen 66 für das Projekt untersucht wurden. Deren Inhalte sind jedoch so verschieden, dass der Autor hier von einer Gesamtbewertung absieht und auf die Einzelbesprechungen verweist.
Grob kategorisiert er die Produktionen in: (1) Multimedia-Produktionen (2) Lexika, Handbücher und wissenschaftliche Dokumentationen, (3) Produktionen für Schule und Unterricht sowie die Erwachsenen- und Lehrerfortbildung und (4) Selbst erstellte CDs/DVDs, meist von kleineren geschichtspolitischen Initiativen oder Jugendprojekten. Der Sinn dieser jeder Vergleichskategorie entbehrenden Gruppierung erschließt sich beim weiteren Lesen jedoch nicht.
Die Stärke der Publikation liegt in ihrem Überblickscharakter, den die Studie über die fast ausnahmslos deutschsprachigen Webressourcen und CD-Rom / DVD gibt. Aus einer pädagogischen Perspektive wäre jedoch eine stärkere Fokussierung auf die Frage wünschenswert gewesen, welche Zielgruppe die Ressourcen ansprechen sollen, inwiefern ihnen dies gelingt und ob sie nach Einschätzung des Autors für Schule und Unterricht nutzbar sind. Nicht zuletzt wäre dazu aber die in der Onlinepublikation völlig fehlende Verbindung der Untersuchungsergebnisse mit der fachdidaktischen Diskussion zum Einsatz neuer Medien notwendig gewesen.
Stephan Wirtz: Marktanalyse Deutschsprachige Online- und CD/DVD-Produktionen zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust
Redaktion: Gottfried Kößler, Werner Lott Frankfurt am Main, Juni 2005
Ein Projekt des Fritz Bauer Instituts im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung Download unter: http://www.fritz-bauer-institut.de/forschung/medienstudie.htm