Max und Hans Oppenheimer waren Anfang der dreißiger Jahre Schüler des Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums. 1935 und 1936 verließen sie nacheinander diese Schule, weil sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung keine Chance hatten, hier ihr Abitur zu absolvieren.
Unmittelbar nach dem Pogrom im November 1938 musste Max mit dem "Juden-Express" die Fahrt nach Dachau antreten, unter abenteuerlichen Umständen wurde er 1939 aus dem Konzentrationslager entlassen und konnte nach England emigrieren. Sein Bruder Hans und sein Vater Leopold starben in den Konzentrationslagern Buchenwald und Majdanek. Rositta Oppenheimer, seine Mutter, die den Holocaust überlebte, traf Max 1947 bei seiner Rückkehr nach Deutschland in Wiesloch wieder.
Das Schicksal der Heidelberger Familie Oppenheimer recherchierten und dokumentierten neun Schüler des Geschichtsleistungskurses des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums (Schuljahr 1997/98) in einer umfangreichen Publikation, die im Heidelberger Wunderhorn Verlag erschien.
Durch die Unterstützung von Gaby Oppenheimer, die Tochter des 1994 verstorbenen Max Oppenheimers, hatte die Arbeitsgemeinschaft unter Leitung des Fachlehrers Dr. Frank Moraw auch Zugriff auf Privatdokumente der Familie Oppenheimer, darunter von Hans Oppenheimer zusammengestellte Photoalben und eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Eltern Leopold und Rositta und ihrem Sohn Hans: zu seinem 21. Geburtstag am 4. April 1942 schickten sie ihm aus dem Lager Noé im unbesetzten Frankreich eine von ihnen verfasste weit zurückreichende Familiengeschichte.
Der erste Teil der auch umfangreich bebilderten Publikation beschäftigt sich mit dem Leben der Familie Oppenheimer vor dem Holocaust, ein Beitrag von Gaby Oppenheimer beschreibt das Leben ihres Vaters Max Oppenheimers. Teil zwei des Buches dokumentiert die wissenschaftlich fundierten und professionell präsentierten Recherche-Ergebnisse der Schüler über das Schicksal der Familie Oppenheimer. Hier finden sich u. a. Beiträge über die Zustände in den verschiedenen Konzentrationslagern, in denen die Oppenheimers untergebracht waren, über die Korrespondenz zwischen den Eltern und Hans sowie deren Wiedergabe und Abbildung (in Ausschnitten) und den Todesmarsch von Hans Oppenheimer, der noch 1945 - kurz vor dem Zusammenbruch des NS-Regimes - Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes wurde.
Mit der Publikation "Oppenheimer. Eine Heidelberger Familie vor dem Holocaust" leisteten die Schüler des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums einen wichtigen Beitrag nicht nur zur regionalen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit.
Frank Moraw et al.: "Oppenheimer. Eine Heidelberger Familie vor dem Holocaust". Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn 1998.
Das Buch ist im Buchhandel oder direkt über den Verlag Das Wunderhorn zu beziehen:
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