Im April 1941 wurde eine Gruppe der "Kinder- und Jugend-Alija", jüdische Kinder vor allem aus Deutschland und Österreich auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Palästina - im kroatischen Zagreb vom Einmarsch der deutschen Truppen überrascht. Vor der akuten Lebensgefahr konnten 42 Kinder in die Nähe des von Italien annektierten Ljubljana entkommen, gerieten jedoch ein Jahr später zwischen die Fronten des Partisanenkrieges in Slowenien und flüchteten weiter nach Nonantola in Norditalien, unweit von Modena, wo sie von den Einwohnern freundlich empfangen wurden und in der "Villa Emma" Zuflucht fanden.
Obwohl die Jungen und Mädchen - die ältesten waren achtzehn Jahre alt - durch die italienischen Rassengesetze Beschränkungen unterworfen waren, kam es in der Zeit zu zahlreichen Freundschaften zwischen ihnen und Gleichaltrigen am Ort. Die Hilfsorganisation der italienischen Juden "Delasem" sorgte für das Lebensnotwendige. Die Kinder der "Villa Emma" erhielten in Nonantola nicht nur Schulunterricht, sondern auch zur Vorbereitung auf das Leben in einem Kibbuz in Palästina Ausbildung in landwirtschaftlichen und handwerklichen Arbeiten.
Im April 1943 kamen weitere 33 Jungen und Mädchen aus Split hinzu, die sich vor der deutschen Besatzung gerettet hatten. Im Oktober 1943, als nach Mussolinis Sturz Italien aus einem Verbündeten des Nazireiches zum besetzen Land wurde, gelang mit Hilfe der Einwohner von Nonantola die dramatische Rettung der inzwischen über 70 "Kinder der Villa Emma" - wie sie sich später selbst nannten.
Die jüngeren Kinder wurden im Priesterseminar im Stadtzentrum versteckt, die älteren von Familien in der Umgebung aufgenommen und somit dem Zugriff der deutschen Polizei und der drohenden Deportation entzogen. Zwischen dem 6. und 17. Oktober wurden sie in die Schweiz gebracht. Von dort aus konnten sie Ende Mai 1945 nach Palästina auswandern. Bereits im Herbst 1945 schrieb der „Madrich“ (der Leiter) der Gruppe, der junge zionistische Aktivist Josef Indig (1917 bis 1998) der in Israel den hebräischen Nachnamen Ithai annahm, die Geschichte von Flucht und Rettung der “Kinder der Villa Emma“ nieder, die - nach hebräischen und italienischen Ausgaben - jetzt erstmals in der deutschen Originalsprache veröffentlicht wurde.
Indig war selbst erst 23 Jahre alt, als er in Zagreb von Recha Freier, der aus Berlin stammenden Gründerin der Jugend-Alija die Betreuung der Kinder übernahm, die er auf ihrer vierjährigen Wanderung bis nach Palästina begleitete. Er vermittelte der Gruppe die erzieherischen Inhalte und ihm vor allem verdanken die Kinder außer den von vielen Seiten geleistet Hilfe ihr Überleben.
Indig wurde 1917 im kroatischen Virovitica geboren, wuchs in Osijek auf, wo sein Vater Kantor an der Synagoge war, und schloss dort das Gymnasium mit dem Abitur ab. In der Familie wurde Deutsch gesprochen. Schon als Neunjähriger schloss er sich dem zionistischen Jugendverband Haschomer Hazair an, übernahm früh Leitungsaufgaben und war Mitglied der Landesleitung für Jugoslawien.
Nach der Ankunft in Palästina lebte er mit seiner aus Berlin stammenden Frau Lilli im Kibbuz Gat, im Süden des Landes, arbeitete zunächst in der Landwirtschaft und wurde später Lehrer und Schulleiter in seinem Kibbuz. Er starb dort 1998 im Alter von 81 Jahren. Den Bericht verfasste Josef Indig im Herbst 1945. Der Kibbuz stellte ihn dafür drei Monate von der Arbeit frei, in denen er 443 Schreibmaschinenseiten niederschrieb. Dieses Manuskript ist erhalten und wird von seiner Witwe im Kibbuz Gat aufbewahrt.
Erst vierzig Jahre später, 1983, wurde eine gekürzte Fassung in hebräischer Sprache mit einem Vorwort von Recha Freier veröffentlicht. Joškos Kinder ist ein sehr persönliches Zeitzeugnis und eine unersetzliche historische Quelle. Der Bericht bietet zugleich einen authentischen Einblick in die heute nahezu vergessene oder verkannte Gedankenwelt der zionistischen Jugendbewegung der dreißiger und vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts und ist nicht zuletzt ein Denkmal für die Menschlichkeit vieler in der Zeit des Faschismus.
Die von dem Berliner Historiker Klaus Voigt sorgfältigst und einfühlsam edierte Ausgabe von Josef Indigs Bericht enthält neben einer historischen Einleitung und umfangreiche Anmerkungen auch ein detailliertes Glossar der hebräischen und jüdischen Begriffe. Klaus Voigt wurde 1997 von dem Jüdischen Dokumentationszentrum in Mailand beauftragt, die historische Geschichte der Villa Emma, die bis dato fast nur auf lokaler Ebene bekannt war, wissenschaftlich aufzuarbeiten.
Ausgehend von diesem Projekt und Archivstudien in verschiedenen europäischen Ländern und in Israel hat er die Geschichte der Kinder der Villa Emma sowohl in einer in Deutschland und Italien gezeigten Fotoausstellung als auch in einer umfangreichen wissenschaftlichen Monografie dokumentiert, die 2002 unter dem Titel als Band 6 der Reihe des Zentrums für Antisemitismusforschung im Metropol-Verlag Berlin erschien.