Das Forschungsprojekt „Tradierung von Geschichtsbewusstsein“ am Psychologischen Institut der Universität Hannover hat sich in einer umfangreichen Studie mit der Frage beschäftigt, wie in deutschen Familien über die Nazi-Zeit und den Holocaust gesprochen wird und welche Bilder und Vorstellungen vom „Dritten Reich“ in Gesprächen zwischen den Generationen weitergegeben werden.
Die Ergebnisse der Familiengespräche und Interviews mit den Familienangehörigen aus drei Generationen, die nun in dem Band „Opa war kein Nazi“ zusammenfassend präsentiert werden, machen deutlich, dass in den Familien andere Bilder von der NS-Vergangenheit vermittelt werden als z.B. in den Schulen.
Im Familiengedächtnis finden sich vorrangig Geschichten über das Leiden der eigenen Angehörigen unter Bespitzelung, Terror, Krieg, Bomben und Gefangenschaft. Diese Themen werden in den Familien nicht als Wissen vermittelt, sondern als Gewissheit. „Nazis“ kommen in den eigenen Familien nicht vor: „Opa war kein Nazi“. Die von der Volkswagenstiftung finanzierte Studie konfrontiert die Öffentlichkeit mit dem Ergebnis, dass die Erinnerung an den Holocaust entgegen den Erwartungen im deutschen Familiengedächtnis kaum Platz hat und auch die Bedeutung der emotionalen Weitergabeprozesse von Geschichte bislang deutlich unterschätzt wird.