Im Rahmen der Reihe dokumentiert dieser Band zur Erinnerungsarbeit ein gemeinsames Diskussions- und Forschungsprojekt von Lehrenden und Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität in Zusammenarbeit mit den Historikern des Münsteraner Geschichtsortes Villa ten Hompel. Er ist das Ergebnis eines zweisemestrigen, interdisziplinären und generationenübergreifenden Projekts: beteiligt daran waren Studierende des interdisziplinären Studiengangs "Studium im Alter", Lehrende und Studierende der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster der Fächer Philosophie, Germanistik, Erziehungswissenschaft, Geschichtswissenschaft und Soziologie sowie „Praktiker der Gedenkstättenarbeit“, d.h. wissenschaftliche und pädagogische Mitarbeiter des Geschichtsortes "Villa ten Hompel", ergänzt durch einen Beitrag von Lehrern einer Sonderschule.
Es werden verschiedene Zugänge zum Komplex „Erinnerung“ erörtert und auf ihre pädagogische Eignung überprüft. Gemeinsam ist hierbei allen Beiträgen, dass sie Erinnerungsarbeit als einen schwierigen und durchaus mühevollen Prozess historischer und kritischer Selbstverortung in der heutigen Moderne begreifen.
Der Band behandelt in drei Teilen zunächst die theoretische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Erinnerungsarbeit“. Im zweiten Teil werden konkrete Projekte im schulischen Kontext, im dritten Teil die Arbeit des Geschichtsortes "Villa ten Hompel“ im Rahmen des Seminarprojekts dargestellt. Für Lehrer und Mittler in der Praxis der politischen Bildung sind vor allem die Beiträge des zweiten und dritten Teils interessant und anregend. Doch hätte man sich hier mehr konkrete Beispiele dafür, wie man in verschiedenen Fächer die Erinnerungsarbeit aufgreifen und/oder an außerschulischen Lernorten realisieren könnte, gewünscht.
Der Band konzentriert sich zudem vor allem auf die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, reflektiert also nicht die gesamte Bandbreite der notwendigen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themen und den zu erinnernden Opfergruppen. Diese Verkürzung macht sich leider zunehmend als Trend in der Erinnerungsarbeit bemerkbar. Als beispielhaft ist gleichwohl der interdisziplinäre Ansatz sowie der Dialog zwischen universitärer, schulischer und außerschulischer Erinnerungsarbeit bzw. politischer Bildung hervorzuheben.
Jens Birkmeyer , Literaturwissenschaftler und Literaturdidaktiker am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Thomas Kleinknecht, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Geschichtsortes "Villa ten Hompel" in Münster.
Ursula Reitemeyer , Philosophiehistorikerin und Erziehungswissenschaftlerin am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.