Die gemeinsame Geschichte, ihre öffentliche Wahrnehmung und der politische Umgang mit ihr spielen eine zentrale Rolle bei den aktuellen deutsch-polnischen Dissonanzen. Es geht dabei nicht nur um die Jahre zwischen 1939 und 1945 und die wiederbelebte Erinnerung an Flucht und Vertreibung in der deutschen Öffentlichkeit. Es geht um Geschichtsbilder, die bis in die „Fernerinnerung“, in die mittelalterliche Ostsiedlung und deren Bewertung zurückreichen und die bis in die Gegenwart die Einschätzung des anderen und die Beurteilung der beiderseitigen Beziehungen prägen.
Insbesondere die Schulen sind wichtige Vermittler der Vergangenheit und der Aufarbeitung historischer Belastungen im Verhältnis von Deutschen und Polen. Doch auch für alle in der deutsch-polnischen Jugendbegegnung und deutsch-polnischen Lehrerseminaren engagierter Pädagogen ist die Kenntnis dieser Untersuchung unverzichtbare für die Programmgestaltung solcher Begegnungen sowie für die Moderation von historisch-politischen Diskussionen gemischt-nationaler Gruppen.
Was lernen junge Deutsche heute über das Nachbarland Polen, seine Geschichte und die Polen? Was lernen junge Polen heute über deutsche Geschichte und ihre deutschen Nachbarn. Die vorliegende umfassende Untersuchung, die sämtliche Geschichtslehrpläne seit den 1990er Jahren bis 2006 und 45 Schulbücher analysiert, will darauf eine Antwort geben.
Der Autor ist als Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter in verschiedenen Funktionen der Konrad Adenauer Stiftung tätig und u,a. Verfasser der 2000 erschienenen Studie „Der historische deutsche Osten im Unterricht“.