Die Gemeinsame deutsch-polnische Schulbuchkommission führte 2005 eine Tagung in Szczecin durch, die ausschließlich dem Thema Vertreibung gewidmet war. Die zum Teil überarbeiteten Beiträge dieser Konferenz bilden das Grundgerüst des vorliegenden Bandes.
Er beleuchtet auf verschiedenen Ebenen den deutschen wie den polnischen Vertreibungsdiskurs, benennt deren AkteurInnen und Institutionen, analysiert deren Struktur und ermöglicht Vergleiche. Weitere Beiträge, darunter Schulbuchanalysen, Schüler-Befragungen, Unterrichtserfahrungen, Überlegungen zum Zeitzeugeneinsatz und Online-Angebote für den Unterricht ergänzen den Band.
Für Praktiker und Praktikerinnen sei hier insbesondere auf den Beitrag von Wiebke Becker hingewiesen. Auf fast 20 Seiten beschreibt sie ausführlich ihre Unterrichtseinheit zum Thema „Vertreibung“, durchgeführt in einer 12. Klasse eines Gymnasiums. Im Mittelpunkt stehen die Vorbereitung und Durchführung eines Zeitzeugenbesuchs.
Interessant ist dabei der Versuch Multiperspektivität zu gewährleisten, indem der Realbegegnung mit „Vertriebenen“ die Arbeit an einer schriftlichen Quelle vorangestellt wird, die eine polnische Perspektive beschreibt. Leider findet sich die in der Einheit geplante gemeinsame Auseinandersetzung mit der Methode „Zeitzeugenbefragung“ im Text nicht beschrieben. Dies hätte den Lesern und Leserinnen sicherlich besser ermöglicht, Beckers Bewertung einer erfolgreichen Unterrichtseinheit besser zu folgen.
Der Sammelband ist nicht nur auf Grund seiner politischen Aktualität ein wichtiger Beitrag nicht zur Forschung, sondern auch für die Fachdidaktik und Schulpraxis.
Folgende Projekte, die sich mit dem Thema „Aussiedlung“/ „Vertreibung“ beschäftigen, finden Sie auch auf „Lernen aus der Geschichte“: