Viele Deutsche fanden sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Rolle der Belasteten und Verfolgten wieder, mussten sich vor den Spruchkammern der Alliierten dem Prozess der Entnazifizierung stellen. Aber schon wenige Jahre später verlief für die meisten von ihnen das Leben wieder in normalen Bahnen.
Ein kleine Gruppe von Menschen sah sich jedoch mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die sie an den Rand der Gesellschaft drängte: Es waren die Kinder der höchsten Naziführer, die nun als Träger eines verhassten Namens verfolgt, vermieden, unterdrückt wurden. 1959 besuchte Norbert Lebert die Nazi-Kinder – Edda Göring und Gudrun Himmler, Martin Bormann und Wolf-Rüdiger Heß, Klaus von Schirach und andere -, die damals am Anfang ihre Berufslebens standen. Vierzig Jahre später nimmt Stephan Lebert, nach dem Tod des Vaters, erneut Kontakt zu diesem Personenkreis auf und führt dessen Arbeit fort.
Die Wiedergabe seiner Gespräche ist mehr als nur die Fortschreibung dieser Lebensgeschichten. Eindrucksvoll gelingt Stephan Lebert ein persönlich gehaltener Augenzeugenbericht zu einem bedrückenden Thema: was es bedeutet, einen Vater zu haben, der an einem Massenmord von nie gekanntem Ausmaß beteiligt war. Und es zeigt sich, dass diese Schicksale mehr mit Deutschland von heute zu tun haben, als vielen lieb ist. Denn, so Lebert: "Ausgeliefert an einen Namen, mussten sie sich im Gegensatz zu vielen anderen entscheiden, welchen Weg sie im Umgang mit der Vergangenheit wählen. Manche von ihnen haben sich dabei schrecklicherweise an die Fußstapfen des Vaters gehalten."