Der Autor Hans-Günter Richardi, langjähriger Redakteur der "Süddeutschen Zeitung", dokumentiert in diesem Buch erstmalig die Geschichte von 139 prominenten Sippen- und Sonderhäftlingen aus siebzehn europäischen Ländern, die von den Nationalsozialisten in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert worden waren. Im April 1945 wurden sie zunächst im KZ Dachau als Zwischenstation zusammengezogen und von dort durch ein Sonderkommando der SS und des SD in ein SS-Sonderlager bei Innsbruck gebracht, das als Außenkommando zum Stammlager Dachau gehörte.
Nach den Plänen des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, sollten sie als Geiseln dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner für Verhandlungen mit den Westalliierten zur Verfügung stehen. Ende April verschleppte die SS die Gefangenen, die stets im Ungewissen über ihr Schicksal gelassen wurden, in einem strapaziösen Transport über die Alpen nach Niederdorf in den Dolomiten, um sie dem möglichen Zugriff der vorrückenden alliierten Befreier zu entziehen. Am 30. April wurden sie dort von Soldaten der Wehrmacht unter dem Kommando des Hauptmanns Wichard von Alvensleben aus der Gewalt der SS befreit und in Sicherheit gebracht, bis am 4. Mai amerikanische Soldaten eintrafen, die die Befreiten übernahmen und auf die Insel Capri brachten.
Unter den Internierten befanden sich u.a. der ehemalige österreichische Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg mit Frau und Kind, der ehemalige Bürgermeister Wiens, Richard Schmitz, der frühere französische Ministerpräsident Léon Blum mit Frau, Gabriel Piguet, Bischof der Diözese Clermond-Ferrand, Miklós von Kállay, bis 1944 ungarische Ministerpräsident, Mario Badoglio, Sohn des italienischen Marschalls Pietro Badoglio, General Alexandros Papagos, Oberbefehlshaber des griechischen Heeres mit seinem gesamten Generalstab, der ehemalige Generalstabschef des deutschen Heeres, Generaloberst Franz Halder mit Frau, der frühere Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht, der Großindustrielle Fritz Thyssen und seine Frau, und Familienangehörige von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, die nach dem missglückten Attentat auf Hitler am 20 Juli 1944 in "Sippenhaft" genommen worden waren. Auch Pastor Martin Niemöller gehörte zu den "prominenten Geiseln", nicht jedoch der Theologe Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945 im KZ-Flossenbürg noch hingerichtet wurde.
Während die ausländischen Internierten schnell frei kamen und in ihre Heimat zurückkehren konnten, gaben die Amerikaner die Deutschen längere Zeit noch nicht frei. NS-Belastete unter ihnen wurden wieder als Gefangene der Alliierten inhaftiert, wie Schacht und Thyssen. Diese weitgehend unbekannte Geschichte aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, die der Autor über viele Jahre im In-und Ausland recherchierte, ist detailreich mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Fotos sowie interessanten biographischen Informationen dokumentiert und zugleich allgemeinverständlich und spannend dargestellt.