Mit "feindliche Jugend", um die es in diesen Materialien für den Unterricht geht, sind junge Menschen gemeint, die in der SED-Diktatur demokratische Rechte einforderten, sich kirchlich engagierten, um Rockmusikfans und solche, die sich in ihrem Alltagsverhalten nicht dem Diktat der Einordnung in die DDR-Staatsjugend beugen wollten.
Heutige Jugendliche haben alle Freiheiten, sich global im Internet zu informieren, offen ihre Meinungen zu vertreten, sich in Nicht-Regierungsinitiativen für ihre Ideale zu engagieren. Alle diese Aktivitäten hätten in der DDR als "feindlich-negativ" und "dekadent" gegolten. Feind war, wer anders dachte und lebte. Er wurde wegen "politischer Untergrundtätigkeit" vom Ministeriums für Staatssicherheit überwacht und mit Repressionen bis hin zur Inhaftierung verfolgt worden.
An exemplarischen Beispielen wie diesen können mit diesen Materialien die Methoden politischer Repression durch die Staatssicherheit sowie die Auswirklungen für die Betroffenen analysiert und diskutiert werden.
Die Handreichungen zeigen beispielhaft, wie schmal der Grat zwischen gewünschtem Verhalten und Staatsfeindlichkeit im Sinne das SED Staates waren, vor allem, dass es keine geschützte Privatsphäre gab. Es gab sie auch nicht in den angeblichen Nischen der DDR Gesellschaft, wie der Film "Das Leben der anderen" unter anderem eindrücklich vermittelt.
Diese Materialien sind hervorragend geeignet für einen unterrichtlichen Vergleich mit Jugendlichen unter dem NS-Regime, die für die Nationalsozialisten als Unangepasste nicht in die gleichgeschalteten NS Volksgemeinschaff gehörten, als "asozial" und "kriminell" diskriminiert und als "Gemeinschaftsfremde" in so genannten polizeilichen "Jugendschutzlagern" – Moringen und Uckermark - inhaftiert und misshandelt wurden.
Hierfür sei u.a. auf die sehr eindrücklichen Materialien des Ausstellungskatalogs "Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben" über die Jugendkonzentrationslager Moringen und Uckermark verwiesen. In beiden deutschen Nachkriegsstaaten wurde der Umgang mit den Opfern der NS-Jugendpolitik lange verdrängt und verharmlost, weshalb der Umgang mit Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen ins Visier staatlicher Beobachtung oder Fürsorgeerziehung gerieten, in beiden deutschen Staaten Kontinuitäten aufweist.
Jugendliche von heute können an dieser ihnen naheliegenden Thematik exemplarisch erkennen, wie Diktaturen funktionieren. Die Auseinandersetzung mit Unrecht und der Missachtung von Menschen- und insbesondere Kinderrechten kann sie motivieren, Zivilcourage zu leben und sich aktiv für die Werte der Demokratie einzusetzen, wo immer sie missachtet werden.