Wie die Welt Leni Riefenstahl sah und wie sich diese Sicht im letzten halben Jahrhundert verändert hat, präsentiert pünktlich zu Riefenstahls 100. Geburtstag eine Gruppe von Filmwissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum (Leitung: Dr. Eva Hohenberger und Prof. Dr. Wolfgang Beilenhoff) auf einer neuen Website, die das Ergebnis einer jahrelangen Forschungsarbeit ist.
Unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/riefenstahl haben sie Filmzitate zusammengetragen, Zeitungsartikel aufgelistet und verglichen und die Präsenz Riefenstahls im Internet erforscht. Person und Werk der Filmemacherin waren seit 1945 stets umstritten: Die einen loben ihr künstlerische Genie, die anderen verurteilen sie als Werbefilmerin Hitlers und kritisieren ihre faschistische Ästhetik. Mit den nationalsozialistischen Idealen will die Regisseurin Leni Riefenstahl allerdings nichts zu haben: „Ich habe niemals einen Massenmord gesehen, ich habe niemals ein Konzentrationslager gesehen, ich habe niemals von Eichmann gehört“, beteuert sie nun seit über 50 Jahren. Diese und andere Äußerungen machen bis heute ihr Image der „Unbelehrbaren“ aus.
Wie sie damit angekommen ist beim Publikum, was die Journalisten über sie dachten, wer sie zitierte und ihre Bilder für eigene Filme verwendete, zeigt die neue Website. Die Filmwissenschaftler spüren den Filmzitaten nach und interpretieren ihre Bedeutung, einzelne Szenen aus Dokumentarfilmen können sich die Besucher online ansehen. Ausstellungen über Riefenstahl überprüften die Forscher unter anderem auf ihren Umgang mit der umstrittenen Person und ihrem Werk: Beziehen sie Stellung zu Riefenstahl? Kommentieren sie die Bilder oder lassen sie sie für sich sprechen? Durfte Riefenstahl mitgestalten? Eine Zeitleiste zeigt übersichtlich, wie es in den vergangenen Jahrzehnten um die öffentliche Präsenz von Leni Riefenstahl bestellt war.
http://www.ruhr-uni-bochum.de/riefenstahl