Die Website http://www.angekommen.com/italiener/index.html bietet eine umfassende Übersicht über die Geschichte der Migration aus Italien in das Ruhrgebiet von der Kaiserzeit bis Ende der 1960er Jahre. Offizielle Anwerbeverträge zwischen Italien und Deutschland gab es schon in den dreißiger Jahren. Mussolini schickte erst Landarbeiter und dann auch Facharbeiter zur zeitlich begrenzten Arbeit ins Deutsche Reich. Die Organisation der Anwerbung dieser so genannten "Arbeiter-Gäste" aus Italien war auch Vorbild für das Abkommen zwischen Italien und der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1955.
Am Beispiel des Ruhrbergbaus werden die wesentlichen Aspekte dieser „Wanderung mit Tradition“ nachgezeichnet. Lebensgeschichtliche Berichte, historische Bild- und Textquellen sowie Hintergrundinformationen eröffnen den Blick auf die Geschichte der Italiener in drei Epochen. Unter der Rubrik Geschichten werden die Biographien von sieben Männern dargestellt. Angefangen mit Giovanni Carollo, der bereits ohne Anwerbeabkommen 1900 ins Ruhrgebiet übersiedelte über Guiseppe B., in dessen Geschichte sich die Komplexität der deutschen und italienischen Allianz und späteren Feindschaft bis 1945 wiederspiegelt, gehen sie bis zu Giacomo Meo, der ab 1963 zuerst als Bergmann und später als Selbstständiger tätig war. Unter den Überschriften „Kaiserzeit“, „NS-Zeit“ und „Bundesrepublik“ werden drei Arbeitsmigrations- und Einwanderungszeiträume systematisch beschrieben und mit Fotos, Zeitungsartikeln und Dokumenten illustriert. Innerhalb der Texte sind wichtige Begriffe mit einer lexikalischen Kurzbeschreibung verlinkt.
Für Multiplikator/innen ist das Portal eine interessante Ressource, da es sowohl übersichtlich aufgebaut ist und aus verständlich geschriebenen Texten besteht, so dass Schüler/innen selbstständig mit ihm arbeiten können, als auch inhaltlich sowohl einen Teil der über 100 Jahre alten Geschichte des Einwanderungslandes Deutschland beschreibt und auf die Kontinuitäten zwischen den Einwanderungspolitiken in den jeweiligen Gesellschaftssystemen verweist. Die Leerstelle des Angebotes ist seine einseitige Erzählung männlicher Migrationsgeschichten, die sicherlich dem Bezug zum Bergbau geschuldet ist und dennoch dringend einer Ergänzung durch die Migrationsgeschichten von Frauen bedarf.
http://www.angekommen.com/italiener/index.html