Im Juli 1937 beginnt der sog. Zweite japanisch-chinesische Krieg, der, später auch Pazifikkrieg genannt, nach dem Kriegseintritt der USA 1941 zum Zweiten Weltkrieg wird. John Rabe, ein Hamburger Kaufmann und Mitglied der NSDAP soll nach 27 Jahren die Leitung der Siemens-Niederlassung in der Hauptstadt Nanking an seinen Nachfolger übergeben und nach Berlin zurückkehren. Als Kampfflieger der Japaner, Verbündete des nationalsozialistischen Deutschlands, das Firmengelände bei einem feierlichen Abschiedsdinner angreifen, lässt Rabe die Werkstore für hunderte von Zuflucht suchenden Chinesen öffnen und bietet ihnen mit einer nationalsozialistischen Flagge Schutz vor der Bombardierung.
Heute ist das John Rabe Haus die Gedenkstätte der Internationalen Sicherheitszone von 1937. Rabe bleibt in den nächsten Wochen, gegen den Willens der Firma Siemens, während der folgenden japanischen Offensive in der belagerten Stadt und errichtet mit einer kleinen Gruppe in der Stadt verbliebener internationaler Geschäftsleute, Ärzte und Missionare eine internationale Schutzzone. Als „guter Mensch von Nanking“ rettet er damit ca. 250.000 chinesischen Zivilisten das Leben. Während der zweimonatigen Besatzung fallen zwischen 150.000 und 300.000 Chinesen den Japanern zum Opfer.
Siemens ruft Rabe aus China ab. Er kehrt in das nationalsozialistische Deutschland zurück und hält Vorträge zum Massaker in Nanking, bis er kurzzeitig inhaftiert wird und nach seiner Freilassung Rede- und Veröffentlichungsverbot erhält. Bis zum Kriegsende wird er von Siemens nach Afghanistan geschickt. Nach 1945 wird er als Parteimitglied nicht sofort entnazifiziert. Die Nationalchinesen laden ihn ein, seinen Lebensabend auf Taiwan zu verbringen, doch John Rabe lehnt dies ebenso ab, wie die Anfrage als Zeuge während der Kriegsverbrecher-Tribunale gegen die Japaner auszusagen. Er stirbt 1950 verarmt in Berlin. 1997 veröffentlicht Erich Wickert die Tagebücher von John Rabe. Erst mit den Berichten über die Entstehung des Spielfilms „John Rabe“ wird seine Geschichte einer größeren Öffentlichkeit in Deutschland bekannt.
Das pädagogische Potential in der Beschäftigung mit Helfer/innen und Retter/innen liegt in ihrer Vielschichtigkeit und Uneindeutigkeit. Hier liegt ein wesentlicher Schwachpunkt des Films. Die Widersprüche und Ambivalenzen des John Rabe bleiben ziemlich unbelichtet. Person und Selbstverständnis werden in der Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Klinikarzt, dem deutsch-jüdischen Diplomaten sowie in der Interaktion mit der fiktiven Figur des Werner Fließ nur eingeschränkt sichtbar. Zudem erschweren die opulent inszenierte Massenszenen, eine breit entfaltete Liebesgeschichte und die emotionalisierende Filmmusik das Wahrnehmen von Feinheiten und Ambivalenzen, dort wo sie aufzufinden wären.
Für die Nachbearbeitung des Filmes im Unterricht ist die Mischung aus Faktennähe – große Teile des Filmes wurden nach dem Tagebuch von Rabe gedreht, in den Film sind dokumentarische Aufnahmen eingebunden – und Fiktion eine weitere Herausforderung. Viele Filmbesprechungen haben eine der Schlüsselszenen des Films – John Rabe lässt eine große Hakenkreuzflagge als Schutzschild ausbreiten, unter der Menschen Zuflucht vor der Bombardierung finden - als verstörend beschrieben. Diese Verstörung tritt jedoch nur ein, wenn man die Filmhandlung mit einiger Distanz betrachten kann. Die emotionsgeladene Uminszenierung des bekanntesten NS-Symbols in ein Symbol des Schutzes lässt dies jedoch kaum zu. Entsprechend schwer dürfte es Schüler/innen der Sek I fallen, die Szene nachzuvollziehen und zu dekonstruieren. Zu voraussetzungsvoll ist doch allein schon der Nachvollzug des in der Bundesrepublik wenig behandelten historischen Kontextes: des Zweiten Weltkriegs im pazifischen Raum. So spricht für den Einsatz des Filmes, dass er den Schüler/innen vermittelt, dass der Zweite Weltkrieg wirklich ein Weltkrieg war. Sollen jedoch Helfer/innen in der NS-Zeit thematisiert werden, biete sich eher eine Arbeit mit dem Film „Schindlers Liste“ an.