Fünf Schüler/innen des OSZ für Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin-Steglitz haben im Jahr 2008 die Geschichte des KZ-Außenlagers Berlin-Lichterfelde erforscht: Anhand von Zeitzeugeninterviews, Exponaten sowie persönlichen Recherchen der Projektteilnehmer/innen (z.B. Straßeninterviews) ist ein eindrücklicher Dokumentarfilm entstanden.
Im Mittelpunkt stehen sechs ehemalige Häftlinge des bisher wenig erforschten Lagers Lichterfelde, die als Zwangsarbeiter für verschiedene Bauvorhaben der Nationalsozialisten eingesetzt wurden. Das Lager in Lichterfelde diente seit Juni 1942 als Außenlager des KZ Sachsenhausen. Dorthin wurden meist Häftlinge mit guten handwerklichen Fähigkeiten überstellt. Anhand der individuellen Berichte der sechs Zeitzeugen zeichnet der Film ein facettenreiches Bild der Lebensbedingungen im Lager, geprägt von der Willkür der SS, die Fluchtversuche im Keim erstickte. Mehrmalige Erwähnung findet die strenge Abschirmung der Gefangenen von der Außenwelt, zum einen wurde ihnen unter Strafandrohung eine strenge Schweigepflicht auferlegt, wenn sie das Lager für den Arbeitseinsatz verließen. Andererseits wussten die Anwohner durchaus von der Existenz des Lagers, wie die Bezeichnung „Tennisclub Blau-Weiß“ für das Lager Lichterfelde, beweist.
Nachdem das Landesdenkmalamt Ende der 90er Jahre Teile von Lagerresten freigelegt hat, begann dort kurz darauf der Bau einer Wohnsiedlung, sodass heute nichts mehr von der Existenz des Lagers an dieser Stelle zeugt. Auf diesen Umstand deuten die Straßeninterviews mit Anwohnern des ehemaligen Lagers zu Beginn des Films hin. Den Schüler/innen ist ein vielschichtiger Film über die Geschichte des Lagers gelungen, im Vordergrund steht jedoch das Leben der einzelnen Häftlinge im Lager. Der Film beweist ein großes Interesse an den persönlichen Lebensgeschichten der Zeitzeugen, deren Berichte keineswegs zur bloßen Illustrierung einer bereits recherchierten Geschichte degradiert werden. Ihre Lebensberichte sind sehr anrührend, ohne aber den Zuschauer mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück zulassen. Dieser Umstand zeugt von einem sehr sensiblen Umgang der Projektteilnehmer/innen mit den befragten Zeitzeugen und einer gewissenhaften Planung des Projektes. Nicht nur aus einer lokalgeschichtlichen Perspektive ist dieser Film ein gelungenes Beispiel für einen medienkompetenten Umgang mit Zeitzeugeninterviews.
Auf der Webseite von Zeitzeugengeschichte können sie sich den halbstündigen Film ansehen und herunterladen.
Der Film entstand in Kooperation mit Metaversa e.V. Verein für Medien, Bildung und Kultur, der Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde e.V. sowie dem Medienkompetenzzentrum Düppel im Frühjahr 2008.