Die Datenbank "Verfolgte des Nationalsozialismus in Wuppertal" (http://www.ns-verfolgung.uni-wuppertal.de/) entstand aus zwei umfangreichen empirischen Forschungsprojekten, die an der Bergischen Universität Wuppertal durchgeführt wurden:
Die vorliegende Datenbank gliedert sich daher in die zwei Teile „Politisch Verfolgte in Wuppertal“ und „Jüdische Verfolgte in Wuppertal“.
Im Rahmen des Projekts wurde eine Datenbank erstellt, die personenbezogene Daten und Informationen über die NS-Verfolgten und ihre Angehörigen enthält. Zum allergrößten Teil stammen die Daten aus den ca. 3.000 Wiedergutmachungsakten im Stadtarchiv Wuppertal, die ebenso wie die ca. 1.000 Personalakten der Gestapo im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf zu den politisch Verfolgten und den Zeugen Jehovas und ca. 400 Akten des Oberlandesgerichts Hamm im Staatsarchiv Münster vollständig erfasst wurden.
Aufgrund der komplementären Datenbestände sind von den im engeren Sinne politisch verfolgten Personen, die in Polizei-, Gestapo, U-Haft, Gefängnis und Zuchthaus saßen, schätzungsweise 90 Prozent der Grundgesamtheit erfasst. Daten von Personen, die aufgrund der deliktbezogenen Schlagworte "Opposition" und "Heimtücke" von der Gestapo verfolgt wurden, sind in der Datenbank unter der Kategorie "Alltagsnonkonformität" subsumiert, wenn sie einen Antrag auf Wiedergutmachung gestellt haben und wenn aus deren Gestapo-Akte ersichtlich war, dass sie vor 1933 politisch aktiv bzw. organisiert waren. Dies geschah aus forschungsökonomischen und inhaltlichen Gründen, denn im Unterschied zu organisierten und geplanten "staatsfeindlichen" Bestrebungen wurden diese Delikte von der Gestapo "nur" als "staatsgefährlich" angesehen, was für die Verfolgten und deren Familien in den allermeisten Fällen weniger gravierende Konsequenzen hatte. Aus diesem Grunde wurden bei den Angehörigen der Bekennenden Kirche und aus der Gruppe der Katholiken nur diejenigen erfasst, die politisch exponiert waren bzw. inhaftiert wurden. Personen, die aus anderen Gründen verfolgt wurden (Militärjustiz, Sippenhaft, Sonstige), gingen in die Datenbank ein, soweit von ihnen eine Wiedergutmachungsakte vorlag. Insofern ist nur ein Bruchteil dieser Verfolgtengruppen erfasst.
Die Datenbank enthält insgesamt 4553 Personen, von denen 2372 verfolgt waren, und 2180 Kinder. Unter den Verfolgten befinden sich 155 Personen, die Kinder von Verfolgten waren, von denen 44 nach 1914 geboren waren. Für 2331 Personen - darunter 1874 politisch Verfolgte - liegen Angaben zu Dauer, Grund, Art und Ort der Verfolgung sowie in den meisten Fällen zu Adresse, Familienstand und Organisationszugehörigkeit vor. Für die Internetpräsentation wurden nur die Personen ausgewählt, die selbst verfolgt wurden und - aus datenschutzrechtlichen Gründen - vor 1915 geboren worden sind.
Die jüdische Gemeinde in Wuppertal und Umgebung hatte um 1933 mehr als 3.000 Mitglieder, von diesen wurden in der Zeit des Nationalsozialismus schätzungsweise 1.000 ermordet. Eine genaue Untersuchung gibt es hierzu noch nicht. Ziel des Forschungsprojektes war es daher, diese Wissenslücke zu schließen. Dazu wurde seit 1997 eine sehr umfangreiche - und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) teilweise mitfinanzierte - Erhebung zu allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt, die in der Zeit von 1933 bis 1945 in Wuppertal und Umgebung geboren wurden oder gewohnt haben. Zurzeit umfasst diese Dokumentation ca. 4.800 Juden, außerdem ca. 260 nichtjüdische Ehepartner und ca. 460 jüdische, später meist liquidierte und "arisierte", Unternehmen.
Für diese Dokumentation sind sehr vielfältige historische Quellen ausgewertet worden, dazu gehören das "Gedenkbuch der BRD", das "Friedhofsbuch" der jüdischen Kultusgemeinde, das so genannte Boykottheft der NSDAP Wuppertal, Berufs- und Abgabenlisten der Nazis, Gestapoakten, Deportationslisten, Adress-Bücher, Geburts- und Sterbe-Register und vor allem umfangreiche "Wiedergutmachungs"-Akten aus der Nachkriegszeit sowie seit Frühjahr 2005 auch die "Central Database of Shoah Victims' Names" von Yad Vashem (bislang nur z.T.), außerdem bereits vorhandene lokale Publikationen und Forschungsprojekte wie z.B. über die "Arisierung" jüdischer Unternehmen in Wuppertal und so genannte Mischehen. Die aus den genannten Quellen erhobenen Daten betreffen vor allem Vor- und Familiennamen, Geburts- und Todesdaten, Geburts- und Todesorte, Familienmitglieder, Schul- und Berufsausbildung, Berufe, Wohn- und Geschäftsadressen, Art der Geschäfte und Unternehmen, sowie Informationen über Emigration, Flucht, Verfolgung und Ermordung.
Alle - z.T. durchaus unterschiedliche - Informationen wurden einschließlich ihrer jeweiligen Fundstellen elektronisch gespeichert und bilden bereits jetzt ein profundes Datenreservoir für weitere sozialwissenschaftliche und historische Forschungen, sowohl zu Einzelfällen als auch für "strukturelle Analysen" wie z.B. die jeweilige Anzahl der Wuppertaler Juden, die während des "Dritten Reichen" ausgewandert sind, differenziert nach Jahr und Land ihrer Emigration.
In Zusammenarbeit mit dem Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal e.V. wurde die Datenbank für eine Internetpräsentation aufbereitet. Sie erlaubt eine vielfältige Nutzung: Sie kann sowohl zu individuellen Recherchen und Nachfragen als auch zur allgemeineren Erforschung von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus eingesetzt werden. Sie ist darüber hinaus in besonderem Maße für Projekte in Schulen sowie in der außerschulischen Bildungsarbeit geeignet.
http://www.ns-verfolgung.uni-wuppertal.de/