Am 16. Mai 2008 wurde im Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften die Publikation vorgestellt. Das Buch ist in 13. Unterrichtseinheiten eingeteilt, die ausgewählte Themen aus 1000 Jahren deutsch-polnischer Beziehungsgeschichte behandeln: von der deutschen Ostsiedlung, über die Zeit der Teilungen Polens, den Zweiten Weltkrieg, Solidarnosc bis hin zum EU-Beitritt Polens.
Jede Unterrichtseinheit ist nach gleichem Muster aufgebaut: Einführung, Materialien, Arbeitsanregungen, Vorschläge für Referate und Facharbeiten sowie Literaturhinweise. In der Publikation findet man eine sehr interessante Quellensammlung. Viele Dokumente und Karikaturen, die zum Teil erstmalig in einem Schulbuch dargestellt wurden, sind hier zusammengestellt und ansprechend aufbereitet. Den Quellen sind kurze Einleitungstexte vorangestellt, die das Verständnis der Quellen erleichtern sollen. Die Quellen sind immer in der Originalsprache dargestellt, meistens sind sie deutsch, oft aber auch polnisch. Die Unterrichtseinheiten sind ergänzt durch eine Zeittafel (angefangen im Jahr 966), ein Glossar, eine Bibliographie, Internetressourcen, Adressen und ein Bildquellenverzeichnis. Das Innovative an dem Geschichtslehrbuch ist das Kapitel „Zur Aussprache des Polnischen“, das den deutschen Schülern die Grundlagen zur polnischen Aussprache beibringen soll.
Die Publikation ist als Ergänzung zum Unterricht anzusehen. Sie ist für keine bestimmte Zielgruppe konzipiert. Sie ermöglicht dem Lehrer, bei der Behandlung zentraler Themen der deutschen Geschichte Brücken zur polnischen Geschichte zu schlagen und die deutsch-polnischen Beziehungen zu beleuchten. Sie ist auch nicht nur für die Verwendung im Geschichtsunterricht gedacht – sie kann auch eine gute Unterrichtshilfe z.B. im sozialkundlichen Bereich sein. Das Buch ist nur für den Unterricht in deutschen Schulen konzipiert. Ein polnisches Äquivalent wird es nicht geben. Nach dem Historiker Prof. Ruchniewicz von der Universität Wroclaw ist die deutsche Geschichte in der polnischen Schule sehr präsent, so dass kein Bedürfnis besteht, ein separates Lehrbuch einzuführen, das sie ausführlich behandelt.
Das Buch ist ergänzt um eine CD-Rom, die das gesamte Buch im PDF-Format enthält. Das Lehrbuch hat während der Diskussion mit den zahlreich versammelten Geschichtsdidaktikern sowie praktizierenden Lehrern vorwiegend gute Kritiken bekommen. Das Besondere an dem Buch – der direkte Austausch zwischen den deutschen und polnischen Autoren, der das erste Mal in der Geschichte der Lehrbuchschreibung vorkommt – wurde sehr befürwortet. Das Buch soll ein Versuch sein, voneinander zu lernen und die neue Ebene im Lernprozess zu schaffen – die der europäischen (in der Praxis nur deutsch-polnischen) Perspektive. Prof. Ruchniewicz von der Universität Wroclaw sieht die neue Aufgabe der modernen Schule im Dialoglernen. Zum Dialoglernen tragen die Einheiten zu „Polen in Deutschland“ und zu deutsch-polnischen Stereotypen besonders stark bei. Sie ermuntern Lehrerinnen und Lehrer, Themen zu behandeln, die im Schulunterricht bislang kaum vorkamen. Stereotypen, die in Witzen und Karikaturen widergespiegelt sind, motivieren die Schülerinnen und Schüler zur Mitarbeit und Diskussion, v.a. wenn es sich um aktuelle Themen handelt. Begrüßt wurden auch die Bearbeitungsvorschläge für die Lehrer sowie eine Konzipierung des Buches, die keine Ereignisgeschichte darstellt, sondern Schüler zur vorerwähnten Reflexion, Bewertung sowie Bezugnahme zur deutschen Geschichte ermuntert.
Als negativ hat man die Reduzierung in der Darstellung der polnischen Geschichte auf solche Themen betrachtet, die unmittelbare Bezüge auf die deutsche Geschichte haben. Eine Thematisierung von Motiven, die das historische Gedächtnis Polens prägen, aber nicht direkt mit den deutsch-polnischen Beziehungen zusammenhängen, ist in dem Buch nicht zu finden. An dieser Stelle ist zu bemerken, dass im Lehrbuch hauptsächlich die deutsche Stimme präsent ist, während die polnische oft gar nicht berücksichtigt wird. Mit der Reduzierung der Darstellung polnischer Geschichte auf die nur mit Deutschland zusammenhängenden Themen hängt der mangelnde europäische Bezug zur polnischen Geschichte zusammen – die Verknüpfungen mit den östlichen Nachbarstaaten Polens wären an vielen Stellen (z.B. die Teilung Polens) bereichernd. Auch die in manchen Einführungstexten verwendete, den Lernenden nicht immer gerecht werdende Sprache sowie einzelne Aufgabenstellungen haben bei den praktizierenden Lehrern Bedenken hervorgebracht. Kritisiert wurde hier die Konzipierung des Buches für die „elitären Jugendlichen“ (Gymnasiasten), die z.B. für Berufsschüler in der Praxis kaum geeignet ist, weil vieles einfach nicht verstanden wird. Neben der Vorstellung des Lehrbuchs wurde von dem Autor, Manfred Mack vom Deutsche Polen-Institut Darmstadt eine Ausstellung zum Thema der Publikation eröffnet und ausführlich präsentiert. Die Ausstellung besteht aus 18 Tafeln, die genauso konzipiert wie das Buch die wichtigsten Aspekte der deutsch-polnischen Geschichte behandeln. Die Ausstellung kann von jeder Schule als eine didaktische Hilfe kostenlos angefordert werden, zu übernehmen sind nur Transportkosten sowie eine Versicherung.