Die Publikation beinhaltet eine 20-seitige Beschreibung der Vorgeschichte sowie des Verlaufs des Aufstandes von 1953, die sich für Lehrkräfte sehr gut zur ersten Orientierung im Thema eignet. Herzstück des Bandes sind sechs Dokumente, die mit einer kurzen Einführung, jeweils als Faksimile, wiedergegeben sind. Ergänzt werden diese Dokumente durch eine Übersicht der bestreikten Betriebe. Die Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven beschrieben. So ist das Kommuniqué des Politbüros der SED vom 9. Juni 1953 enthalten, in dem es heißt, dass in den letzten Monaten Fehler gemacht worden seien und daher die Partei der Regierung eine Reihe von Maßnahmen empfehle, die „der entscheidenden Verbesserung der Lebenshaltung aller Teile der Bevölkerung und der Stärkung der Rechtssicherheit“ in der DDR dienen sollten. Diesem Kommuniqué steht die Resolution der Bauarbeiter des Krankenhauses Friedrichshain an den Ministerpräsidenten Otto Grotewohl vom 15. Juni entgegen, mit der die Arbeiter die 10%ige Normerhöhung zurückweisen. Verweisen die Verfasser/innen der Beobachtungsdokumente von Volkspolizei und MfS auf den „faschistischen“ Hintergrund der Ereignisse, wird in der Analyse des FDGB den Arbeitern zumindest in Ansätzen eine Berechtigung für ihren Unmut zuerkannt.
Interessant für eine quellenbasierte Erarbeitung der Ereignisse sind die Dokumente nicht deshalb, weil sie eine objektive Beschreibung der Ereignisse leisten, sondern weil sie Rückschlüsse auf das (politische) Selbstverständnis der Akteur/innen zulassen. Während die am Aufstand beteiligten Zeitzeug/innen (Linktipp: www.17juni53.de) auf die Berechtigung der Forderungen verweisen, kann anhand der Dokumente im vorliegenden Band deutlich werden, wie insbesondere Mitarbeiter/innen der Staatsorgane zu einer Bewertung der Streikenden als „Agenten“ und „Provokateure“ kommen.
Der Band wird von der Landeszentrale für politische Bildung Berlin als Download zur Verfügung gestellt.
http://www.berlin.de/imperia/md/content/lstu/schriftenreihe/heft16_3_web.prn.pdf
Der Sammelband 'Das Jahr 1953. Ereignisse und Auswirkungen' beschäftigt sich nicht nur mit einer Beschreibung der Ereignisse, sondern kontextualisiert diese, sowohl in ihrer Zeit, als auch in einem internationalen Rahmen. So werden wesentliche Entwicklungen in den frühen fünfziger Jahren in der DDR, der Sowjetunion und der Bundesrepublik vorgestellt. Mit Blick auf die Ereignisse in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn werden Fragen aufgeworfen, etwa warum in der DDR keine Schauprozesse stattfanden oder inwiefern sich die Haltung des Westens – der BRD und der USA - beschreiben und während der jeweiligen Aufstände unterscheiden lässt.
Die Artikel des Bandes sind Verschriftlichungen von Vorträgen, die im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Landeszentralen für politische Bildung Brandenburg und Berlin im Jahr 2003 gehalten wurden. Sie zeichnen sich durch eine hohe Lesefreundlichkeit aus und bieten wichtiges Kontextwissen für Pädagog/innen, die sich dem Thema des Volksaufstandes in der DDR, jenseits gängiger und bekannter Ereignisbeschreibungen, nähern wollen. Als Sekundärquellen für den Unterricht eignen sich die Texte ob ihrer Komplexität und ihres Umfangs jedoch nicht.
Der Band wird von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung als Download zur Verfügung gestellt.
http://www.politische-bildung-brandenburg.de/publikationen/pdf/1953.pdf