Das Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) besteht an der Philipps-Universität Marburg seit Juli 2003. Davor war es ab 2000 am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt/M. angesiedelt. Das ICWC erforscht sowohl die Geschichte des Völkerstrafprozessrechts seit seinen Anfängen als auch besonders relevante Fragen der aktuellen Praxis. Die Arbeit am ICWC gliedert sich derzeit in fünf Projekte auf. Diese enthalten wiederum mehrere Unterprojekte, die von verschiedenen Mitarbeitern betreut werden.
Der Übergang von einem bewaffneten Konflikt in eine friedliche und gesicherte Ära stellt ein Land immer wieder vor schwierige Aufgaben. Vor allem die Auf- und Verarbeitung der begangenen Taten sowie die Wiedergutmachung spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Das Forschungsprojekt Transitional Justice soll hierbei in Zukunft Hilfestellung geben können. Durch Forschung in Krisenregionen und der Analyse von bereits abgeschlossenen Übergangsprozessen sollen im Rahmen dieses Projekts Möglichkeiten und Strategien erarbeitet werden.
Besonders zu erwähnen ist die "ECCC Marburg Monitoring Group". Diese Arbeitsgruppe des ICWC beobachtet und analysiert die Verfahren vor dem ECCC. Die Arbeitsgruppe kooperiert mit Prof. David Cohen von der Universität Berkeley, der das Monitoring Programm am ECCC insgesamt ins Leben gerufen hat.
Nach den Massen- und Völkermorden des Zweiten Weltkrieges verfasste der polnisch-jüdische Friedensforscher und Jurist Raphael Lemkin (24. 6. 1900 - 28. 8. 1959) 1947 für die Vereinten Nationen einen Gesetzentwurf zur Bestrafung von Völkermord. Interesse für die Thematik entwickelte er bereits während seine Jurastudiums in Lemberg und Heidelberg in den 1920er Jahren, ausgelöst durch den Völkermord an den Armeniern in der Türkei. Lemkin prägte den Begriff des Genozids. Der von ihm formulierte Text der Völkermordkonvention wurde fast unverändert 1948 als „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“ von der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit 55:0 Stimmen beschlossen.
Vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) wird in Kooperation mit externen Partnern eine digitale Plattform mit Datenbanken, virtueller Bibliothek und Anwendungssoftware zum Völkerstrafrecht aufgebaut, die so genannten Legal Tools. Das ICWC an der Philipps Universität Marburg an der Lahn hat mit dem IStGH 2007 einen Kooperationsvertrag abgeschlossen und wird im Rahmen dieses Projekts relevante Teile seiner umfangreichen Datenbank für die Legal Tools zur Verfügung stellen.
Das ICTY in sucht ständig Praktikanten, die für drei Monate in Den Haag arbeiten. In Betracht kommen vor allem frisch Examinierte, die im Bereich des Völkerstrafrechts promovieren wollen oder vor dem Beginn des Referendariats ein Internationales Gericht kennen lernen wollen. Das Praktikum ist unbezahlt, eine Finanzierung kommt aber über das Carlo-Schmid-Programm von DAAD und Studienstiftung in Betracht. Ein Kontakt zum Tribunal kann auch über das Zentrum hergestellt werden. Interessierte können sich an das Sekretariat von Professor Dr. Safferling (vstr [at] staff [dot] uni-marburg [dot] de) wenden. Das ICWC Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse in Marburg sucht ständig Praktikanten aus dem In- und Ausland. Für längerfristige Praktika (ab sechs Monate) kann im begrenzten Umfang auch ein Aufwendungsersatz gezahlt werden. Interessierte können sich für weitere Informationen an Dr. Form (form [at] staff [dot] uni-marburg [dot] de) wenden.