Seit der erstmaligen Einrichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte im sog. Bendlerblock im Jahr 1968 am historischen Ort der Koordination des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 sowie der Hinrichtung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und anderer Offiziere, hat sich der Fokus der Einrichtung erheblich gewandelt. Aus einer privaten Initiative zum Gedenken an die Attentäter des 20. Juli entstanden, bedeutete die Einrichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte im Jahr 1968 eine Institutionalisierung des Gedenkens. Gleichzeitig verdeutlicht sie die Erkenntnis, über den persönlichen Prozess von Erinnern und Gedenken hinaus einen Ort der Auseinandersetzung und des Lernens zu schaffen. Mit wachsendem zeitlichem Abstand zu den historischen Ereignissen tritt die Bildungsfunktion der Gedenkstätte zunehmend in den Vordergrund.
Im Sommer 1989 öffnete nach mehrjähriger Vorbereitung eine umfassende Dokumentation und Darstellung der Vielfalt des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus ihre Pforten. Entsprechend ihres Statuts vereint die Gedenkstätte Deutscher Widerstand heute die Dokumentation von Zielen, Motiven und Handlungen der Widerstandskämpfer/innen im Rahmen ihrer Dauerausstellung mit ihrem Forschungs- und Bildungsauftrag. Daneben dient der Gebäudekomplex als Ort der Erinnerung den zentralen Gedenkveranstaltungen zum 20. Juli als Schauplatz.
Neben thematischen Führungen bietet die Gedenkstätte ein großes Angebot an Seminaren für verschiedene Alters- und Klassenstufen an, u.a. zu Opposition und Widerstand von Jugendlichen oder von Frauen im Widerstand. Auch der sich verändernde Umgang mit Widerstand, beispielhaft anhand der Geschichte der Gedenkstätte nachgezeichnet, wird als Seminarthema angeboten. Auch für Lehrkräfte der historisch-politischen Bildung wird ein spezielles Seminar zum didaktischen Umgang mit der Gedenkstätte angeboten. Das Seminarprogramm sieht eine Einführung in die Dauerausstellung mit ihren begleitenden Materialien, der Bibliothek, der Mediathek und des Sammlungsbereiches vor. Dabei soll auch diskutiert werden, wie mit möglichen Abwehrreaktionen und "rechten" Geschichtsbildern umgegangen werden kann. Darüber hinaus gibt die Gedenkstätte Begleitmaterial zu verschiedensten Fragen des deutschen Widerstands heraus und bietet Filmvorführungen und Vortragsreihen an.
Zahlreiche Sonderausstellungen greifen viel diskutierte Themen gesondert auf, etwa „Vermächtnis und Erinnerung des 20. Juli 1944“. Nach der Rolle Stauffenbergs in der Dauerausstellung der GDW gefragt, betont Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die nötige Einordnung Stauffenbergs in den Gesamtkontext des deutschen Widerstands. Ohne Personen wie bspw. Helmuth James Graf von Moltke oder Adam von Trott zu beleuchten, sei ein Bild des Widerstandes in Deutschland unvollständig. Die Ausstellung versuche bewusst das Attentat nicht als Putschversuch einer kleinen militärischen Elite darzustellen, sondern es vielmehr als gemeinsamen Umsturzversuch militärischer und ziviler Verschwörer nachzuzeichnen. Der Frage nach den Plänen für die Zeit nach einem geglückten Attentat auf Hitler werde in der Ausstellung darum bewusst Raum gegeben.
Die Mitarbeiter der GDW hätten eine deutliche Veränderung des Wissensstandes von Schülern im Vergleich zu vor 10 Jahren festgestellt. Während die Vermittlung von Wissen über den deutschen Widerstand vor 10 Jahren noch durchaus innerhalb der Familien stattgefunden habe, sei die Schule heute zum Hauptort der kognitiven Wissensvermittlung über den Widerstand geworden. Unterhaltungsfilme, wie etwa das Stauffenbergdrama „Valkyrie“ seien zu wichtigen Vermittlungsinstanzen geworden, allerdings würden sich solche Filme wenig für die kognitive Wissensvermittlung eignen. Die Nachfrage nach Seminaren, die anhand beispielhafter Lebensgeschichten die Handlungsspielräume jedes einzelnen Bürgers nachzeichnen, sei bei Schulgruppen am größten. Im biographischen Lernen sieht Tuchel eine gute Chance Wahlmöglichkeiten und Handlungsspielräume des Einzelnen zur Zeit des Nationalsozialismus aufzuzeigen um Schüler zur Auseinandersetzung mit ihren eigenen Handlungsspielräumen anzuregen.
Link: http://www.gdw-berlin.de/