Das Museum erzählt die Geschichte der Blindenwerkstatt Otto Weidt. Hier beschäftigte der Kleinfabrikant Otto Weidt während des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich blinde und gehörlose Juden. Sie stellten Besen und Bürsten her. In der Ausstellung wird anhand von ausgewählten Biografien die Entrechtung der Juden und ihr Ausschluss aus der deutschen Gesellschaft deutlich. Angesichts der drohenden Deportation versuchten allein in Berlin mehrere Tausend Menschen, sich der Deportation durch „Untertauchen“ zu entziehen. Die Familie Licht brachte Otto Weidt in Räumen unter, die er offiziell für die Lagerung der in der Werkstatt produzierten Waren anmietete. Das Versteck der Familie Horn in einem Hinterraum der Werkstatt ist erhalten. Weidt versorgte seine Schützlinge mit Lebensmitteln und verschaffte einigen Verfolgten Arbeitspapiere.
Die nahezu im Originalzustand erhaltenen Räume und die dargestellten Biografien ermöglichen einen persönlichen Zugang zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust. Nicht über bloße Daten und Fakten, sondern durch die Vermittlung einzelner Lebensgeschichten und der Alltagswirklichkeit der Verfolgten findet im Dialog mit Kindern und Jugendlichen eine Annäherung an die Geschichte statt.
Die Geschichte von Otto Weidt macht exemplarisch deutlich, dass Hilfe für Verfolgte während der NS-Zeit möglich war. Auch wenn die realen Handlungsspielräume für den Einzelnen zur damaligen Zeit kaum einzuschätzen waren, gab es Menschen, die bereit waren, ein hohes Risiko für die Hilfe für andere einzugehen. Das mutige Handeln von Otto Weidt zeigt, dass niemand zur Rolle als Zuschauer verdammt war, dass jeder einzelne Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten nutzen konnte.
Die Führung durch die Ausstellung kann ergänzt werden durch einen Außenrundgang durch die Spandauer Vorstadt. Die Geschichte der Blindenwerkstatt wird hierbei verortet. Unmittelbar gegenüber den Hackeschen Höfen befand sich das Polizeirevier der Gegend und in der Großen Hamburger Straße das von den Nationalsozialisten als Deportationssammellager genutzte jüdische Altersheim. Die Spurensuche führt zu Erinnerungsorten, die den Umgang mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus heute widerspiegeln.
Für den Besuch mit Schülern der 5. bis 6. Klassenstufe bietet sich die Vorbereitung mit der [node:2470] an. Das Kinderbuch "Papa Weidt" ist im Museum als Klassensatz ausleihbar. Eindrucksvoll wird in einfacher Sprache die Geschichte von Papa Weidt beschrieben und mit farbigen Zeichnungen des Malers Lukas Ruegenberg illustriert.
Für Schüler ab der 8. Klassenstufe kann das Buch „Ich trug den gelben Stern“ von Inge Deutschkron ebenfalls als Klassensatz ausgeliehen werden. Inge Deutschkron hat als Sekretärin in der Blindenwerkstatt gearbeitet und sollte als Jüdin deportiert werden. Sie berichtet, wie Otto Weidt und andere sie unterstützen und sie dank dieser Hilfe überleben konnte.
Die Führungen sind kostenfrei. Bitte mündlich oder schriftlich rechtzeitig anmelden.