In den vergangenen Jahren wuchs das öffentliche Interesse an den Lebensgeschichten von Menschen, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden halfen. Angeregt von der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gab es zwischen 1997 und 2002 unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Benz am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin das umfassende Forschungsprojekt „Rettung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1945“. Auch Filme wie „Schindlers Liste“ und zahlreiche Publikationen verstärkten das Interesse am Thema.
Unter der maßgeblichen Beteiligung der Zeitzeugin und Publizistin Inge Deutschkron entwickelte sich aus einem Projekt von Studierenden an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Ausstellung „Blindes Vertrauen“ das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin-Mitte, Rosenthaler Straße 39. Hier arbeiteten während der Zeit des Nationalsozialismus hauptsächlich blinde und gehörlose Juden unter dem Schutz des Bürstenfabrikanten Otto Weidt (1883-1947). 1999 übernahm der Bund nach einer Initiative des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, Michael Naumann, die Verantwortung für das Museum. Seither gab es viele Bemühungen, auch durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, in Berlin ausführlicher als bisher an Helfer und „Untergetauchte“ zu erinnern. Das Haus in der Rosenthaler Straße 39 konnte 2004 mit Mitteln des Bundes und der Stiftung Klassenlotterie Berlin mit der Zweckbindung erworben werden, nicht nur das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt auszubauen, sondern auch eine zentrale Gedenkstätte „Stille Helden“ zu errichten. Mit der inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung wurde im April 2005 die Gedenkstätte Deutscher Widerstand beauftragt. 2006 wurde zuerst die Dauerausstellung im Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt überarbeitet und erweitert, bevor 2008 die Gedenkstätte „Stille Helden“ realisiert wurde.
Basierend auf den Forschungsergebnissen des Zentrums für Antisemitismusforschung und in Kooperation mit diesem ist eine Dauerausstellung enstanden, die die Geschichte der Menschen erzählt, die während der NS-Zeit verfolgten Juden beistanden. Sowohl die Verfolgung und die Zwangslage der Juden angesichts der drohenden Deportationen als auch das Handeln und die Motive der Frauen und Männer, die ihnen halfen, werden dargestellt. Nicht nur geglückte Rettungen, sondern auch mißlungene Versuche werden dokumentiert. Das Beispiel der vielfach als „stille Helden“ bezeichneten Helfer zeigt, dass es auch unter den Bedingungen der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges Handlungsspielräume und Entscheidungsmöglichkeiten gab, um Verfolgte vor tödlicher Bedrohung zu bewahren. Nach 1945 wurde ihr hoher Einsatz in beiden deutschen Staaten nicht ausreichend wahrgenommen. Das Projekt sammelt Berichte, Fotos und Dokumente und hält mündliche Erinnerungen an diese Geschehnisse in Bild und Ton fest.
Die Gedenkstätte Stille Helden erinnert an jene Menschen, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten Juden beistanden. Das Beispiel der vielfach als "stille Helden" bezeichneten Helferinnen und Helfer zeigt, dass es auch im nationalsozialistischen Deutschland Möglichkeiten gab, Verfolgte zu retten. Auch in den deutsch besetzten Gebieten fanden einzelne Deutsche trotz des Risikos den Mut, ihre Handlungsspielräume hierfür zu nutzen. Die Dauerausstellung informiert über die Verfolgung und die Zwangslage der Juden angesichts der drohenden Deportationen, über den Entschluss einzelner von ihnen, sich durch Flucht in den Untergrund der tödlichen Bedrohung zu widersetzen, sowie über das Handeln und die Motive der Frauen und Männer, die ihnen halfen. Dabei werden nicht nur geglückte Rettungen, sondern auch gescheiterte Rettungsversuche dokumentiert.
Weitere Informationen: http://www.gedenkstaette-stille-helden.de/