„Wege zur Erinnerung" führen zu den Orten von Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus, die hier umfassend und auf aktuellem Stand beschrieben werden. Die Orte sind zugleich Erinnerungs-Räume, die das historische Geschehen in die Gegenwart zurückholen. Gedenkstätten, Denkmäler, Dokumentationen und Erinnerungszeichen tragen dazu auf unterschiedliche Weise bei. Die Text- und Bilddokumentation mit 200 Fotos und Hunderten von Ortsbeschreibungen gibt präzise Auskunft über Erinnerungsorte in Berlin und Brandenburg.
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Vorläufer dieses Bandes war der nach der Wende 1995 von der Autorin im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung in Berlin herausgegebene „Wegweiser zu den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin“. Die dritte überarbeitete Ausgabe von 1999 ist schon lange vergriffen Seither hat sich viel verändert. Die Orte der historischen Ereignisse sind weitgehend erforscht und meist auch im Stadtbild markiert. Daher entschloss sich die Landeszentrale für politische Bildung, zu einer völligen Neubausgabe.
Berlin, die ehemalige Reichshauptstadt und Hauptstadt der Bundesrepublik nach dem Fall der Mauer, stellt sich für alle, die sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen, als große Erinnerungslandschaft dar. Sie umfasst eine Vielzahl von Gedenkstätten, Denkmälern, Erinnerungs-Installationen, Open-Air-Dokumentationen und Gedenktafeln. Gerade an den kenntlich gemachten Orten von Terror und Widerstand inmitten des städtischen Alltags stellt sich eindringlich die Frage: Wie konnte es dazu kommen? NS-Gedenkstätten nehmen diese Frage auf und helfen, die Geschichte jener Zeit zu verstehen, ausgehend von konkreten Orten und Ereignissen. Die vorliegende Dokumentation beschreibt die Entstehungshintergründe der großen und kleineren Gedenkstätten und informiert über ihre Vermittlungsangebote für Einzelbesucher und Gruppen. Darüber hinaus lenkt sie den Blick auf die vielen dezentralen Orte mit ihren im Lauf der Jahrzehnte entstandenen, oft präzisen, oft aber auch verschlüsselten Markierungen und historischen Informationen und versucht, auch dort die Bezugslinien und Entstehungsbedingungen zu umreißen. Das Buch konzentriert sich auf Berlin, bezieht jedoch die größeren Gedenkstätten im Land Brandenburg ein.
Im Zentrum steht die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, die durch den NS-Terror ums Leben kamen oder deren Lebenswege zerstört oder beschädigt wurden. Dies umfasst die Opfer politisch und ideologisch motivierter Verfolgung sowie diejenigen, die Widerstand geleistet hatten, politisch geplant oder in Form individueller, unspektakulärer Protestaktionen. Einbezogen sind auch jene Menschen, die geehrt werden, weil sie NS-Verfolgten geholfen haben. Das Beispiel dieser „stillen Helden", die erst spät von NS-Forschung und Erinnerungskultur wahrgenommen wurden, zeigt, dass Mut, Mitmenschlichkeit und das, was wir heute „zivilen Ungehorsam" nennen, auch bei extremer Unterdrückung und Lebensgefahr möglich ist. Opfer des Krieges sind in dieses Buch nicht einbezogen, bis auf einige Ausnahmen, die mit der spezifisch nationalsozialistischen Bedeutung des jeweiligen Ortes zusammenhängen. Besondere Beachtung finden hingegen jene Orte und Institutionen, in denen NS-Verbrechen geplant und bürokratisch abgewickelt wurden. Die Auseinandersetzung mit diesen Stätten und Einrichtungen hilft, die Strukturen und Wirkungsweisen der nationalsozialistischen Herrschaft besser zu verstehen.
Der aktualisierte und erheblich erweiterte Band richtet sich an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, jung und alt, insbesondere an Pädagoginnen und Pädagogen, die schulische und außerschulische Bildungs- und Vermittlungsarbeit zum Thema NS-Geschichte und Erinnerungskultur leisten. Das Buch hat jedoch leider kein handliches Taschenbuchformat mehr und zudem beträchtliches Gewicht, was man in Betracht ziehen sollte, wenn man sich damit auf den Weg durch die Erinnerungslandschaft macht.
Der Band ist erhältlich bei der Landeszentrale für Politische Bildung, beim Verlag oder über den Buchhandel.
Stefanie Endlich ist Publizistin und Honorarprofessorin für Kunst im öffentlichen Raum an der Universität der Künste Berlin. Sie ist ausgewiesen Kennerin der Gedenkstätten im Raum Berlin Brandenburg.