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»Ich frug dann einmal meinen Verleger, was seiner Ansicht nach die Gründe seien, dass das Tagebuch von so vielen gelesen werde. Seiner Meinung nach umfasse das Tagebuch so viele Bereiche des Lebens, dass jeder Leser darin etwas finde, was ihn persönlich berühre.« (Otto Frank, Erinnerungen an Anne, 1968).
Im Anne Frank Zentrum bildet der biografische Ansatz schon seit vielen Jahren die Grundlage der Bildungs- und Erinnerungsarbeit an Nationalsozialismus und Shoah. »Die Arbeit an Biografien gehört zu unserer DNA«, so die Direktorin Veronika Nahm. Die pädagogischen Angebote des Anne Frank Zentrums sind vielfältig und gehen weit über die Beschäftigung mit Anne Frank und ihrer Lebensgeschichte hinaus.
In der Berliner Ausstellung »Alles über Anne« steht die Biografie von Anne Frank in ihrem sozialen Umfeld im Mittelpunkt. Es werden die Familienmitglieder, die Freund*innen, Klassenkamerad*innen, Helfer*innen, aber auch die Täter vorgestellt. Die Ausstellung gibt Antworten auf die Frage, was die Geschichte von Anne Frank für heute bedeutet. Sie ist interaktiv und lässt sich mit eigenen Ideen und Beiträgen erweitern und verändern. Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf Inklusion gelegt: Alle Menschen sollen diese Ausstellung besuchen und verstehen können. Sie ist auch für Kinder, Jugendliche und Familien gut zugänglich.
Mit den Wanderausstellungen »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« und »›Lasst mich ich selbst sein.‹ Anne Franks Lebensgeschichte« ist das Anne Frank Zentrum bundesweit aktiv. Auch hier wird Zeitgeschichte anhand der Biografie Anne Franks erzählt, beide Ausstellungen sind dem biografischen Lernen verpflichtet. Zentraler Baustein jedes Ausstellungsprojektes ist die aktive Einbindung von Jugendlichen: Sie werden zu Peer Guides qualifiziert, die andere Jugendliche durch die Ausstellung begleiten. Sie vermitteln Wissen, beantworten Fragen und regen zum Dialog an. Die Ausstellung »Lasst mich ich selbst sein« gibt es seit Kurzem auch als Outdoor-Ausstellung – damit ist eine Präsentation auch unter Corona-Bedingungen problemlos möglich.
Neben den Ausstellungen gibt es zahlreiche frühere und aktuelle Projekte, die mit dem biografischen Ansatz arbeiten. Beispielhaft sei hier das Projekt »Case Not Closed« genannt, in dem Jugendliche aus Deutschland und der Türkei die Biografien von Jüdinnen*Juden mit türkischer Staatsangehörigkeit aus Berlin erforschen. Die Jugendlichen wollen gemeinsam mit den anderen Projektbeteiligten die bisher marginalisierten Geschichten türkischer Jüdinnen*Juden in Europa wieder sichtbar machen und zum Bestandteil europäischer Erinnerung werden lassen.
Zudem hat das Anne Frank Zentrum zahlreiche Lernmaterialien für unterschiedliche Altersgruppen veröffentlicht, die auf dem biografischen Ansatz basieren. Für Kinder ab 10 Jahren eignet sich das Lernmaterial »Nicht in die Schultüte gelegt«, in dem sieben Schüler*innen, die in der NS-Zeit verfolgt wurden, porträtiert werden. Für ältere Jugendliche ab 14 Jahren gibt es eine große Auswahl: Das Lernmaterial »Flucht im Lebenslauf« erzählt die Lebensgeschichten von drei geflüchteten Menschen aus Geschichte und Gegenwart: Anne Frank aus Deutschland, Hava aus dem Kosovo und Marah aus Syrien. »7 Wege. Jüdische Biografien in Hamburg« zeigt die Geschichten von sieben Hamburger Juden*Jüdinnen und erzählt von Selbstbehauptung, Engagement, Auseinandersetzung mit sich, der eigenen Religion und Identität. Um den Nahost-Konflikt anhand von Biografien diskutieren zu können, wurde »Fluchtpunkte. Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost« erarbeitet. Die Online-Toolbox »Stories that Move« regt Jugendliche ab 14 Jahren dazu an, sich mit den Themen Vielfalt und Diskriminierung auseinanderzusetzen, ihre eigenen Positionen und Entscheidungsmöglichkeiten zu reflektieren und für eine plurale Gesellschaft aktiv zu werden. Zu allen Materialien bietet das Anne Frank Zentrum Fortbildungen für Lehrkräfte und Multiplikator*innen an.
Detaillierte Informationen finden sich auf unserer Website: www.annefrank.de