Beitrags-Autor: Ingolf Seidel Sie müssen angemeldet sein, um das Benutzerprofil zu sehen |
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In vielen Berichten über Kriege erhalten Frauen oft nur eine unbedeutende, passive Rolle. Sie trauern um ihre Söhne, die als Soldaten starben, oder sie pflegen aufopferungsvoll verwundete Soldaten. Sie werden als Leidtragende dargestellt, vertrieben und vergewaltigt von feindlichen Soldaten. Aber entspricht diese Darstellung den vielfältigen Realitäten der Frauen im Krieg oder reduziert sie deren Komplexität?
Ein deutsch-französischer Comic-Wettbewerb für Jugendliche ruft zur kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema auf. Gemeinsam schrieben der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und seine französische Partnerorganisation – das Nationale Amt der Kriegsveteranen und Kriegsopfer (ONACVG) – eine neue Runde des beliebten Comic-Wettbewerbs aus. Eingeladen sind Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren, die allein (Kategorie Einzelbeitrag) oder zusammen mit anderen (Kategorie Gruppenbeitrag, vier bis zehn Personen) teilnehmen können. Auch für Schulklassen eignet sich das Format sehr gut, wie die Runden eins bis drei gezeigt haben. Für die Gewinner gibt es tolle Preise, eine Einladung zu einer deutsch-französischen Jugendbegegnung und kleine Geldpreise. Die Einsendefrist endet am 31. Mai 2021.
Im Nationalsozialismus nahmen Frauen in NS-Verbänden verantwortliche Posten ein, dienten als Flakhelferinnen oder arbeiteten in der Rüstungsindustrie. Sie waren Politikerinnen im Exil oder Bäuerinnen und stolze Trägerinnen des Mutterkreuzes. Sie waren aktiv im Widerstand oder wurden verschleppt und zur Zwangsarbeit gezwungen. Die Geschichte der Frauen im Krieg ist eine, deren Unterschiedlichkeit bislang kaum oder einseitig in den Schulbüchern abgebildet ist.
Bekanntlich war die Gleichberechtigung der Geschlechter am Anfang des 20. Jahrhundert noch ein Fremdwort und es blieb noch ein langer Weg bis dahin. In Deutschland können Frauen seit 1919 an Wahlen teilnehmen, eine vollwertige Karriere als Soldatin ist ihnen erst seit 2001 erlaubt. Soldatinnen gab es im Ersten und Zweiten Weltkrieg in Deutschland offiziell nicht, doch waren Frauen am Kampfgeschehen beteiligt. Man nannte sie „Wehrmachtshelferinnen“, „Blitzmädel“ oder „Flakhelferinnen“, abwertend auch „Flintenweiber“. Nach dem Krieg entstand in den zerstörten Städten der Mythos der „Trümmerfrauen“. Auch das sind Geschichten von Frauen in Kriegszeiten jenseits einer passiven Opferrolle, wie sie oft noch unsere Geschichtskultur prägt.
Den Geschichten und Szenarien für einen Comic sind dabei keine Grenzen gesetzt. Als Einstieg werden den interessierten Jugendlichen folgende Leitfragen an die Hand gegeben: Was haben Frauen in Zeitzeuginnenberichten geschrieben? Was wisst ihr von euren Urgroßmüttern und Großmüttern über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg? Oder gibt es noch andere Kriegserfahrungen von euch bekannten Frauen in Europa und auf anderen Kontinenten, in der Vergangenheit oder ganz aktuell? Was machte ihnen Angst, was waren ihre Hoffnungen?
Comics bieten verschiedene Anlässe für kreatives Schreiben im Geschichtsunterricht. So können Schüler*innen zum Beispiel eine Sequenz fortführen, eine Lücke zwischen zwei Bildern füllen oder Sprech- und Denkblasen ergänzen. Die Zeichnung eigener Comics erfüllt die Anforderungsbereiche Reproduktion, Transfer, Reflexion und Problemlösung. Als Sozialformen sind Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten möglich. Die vorausgehende Analyse von Comics bietet einen Einstieg und eine Hilfestellung zur Ideenfindung sowie der Konzeption für das eigene Szenario.
Als Anleitung für Lehrkräfte zum deutsch-französischen Comic-Wettbewerb hat der Volksbund-Fachbereich Friedenspädagogisches Arbeiten an Schulen und Hochschulen in Kooperation mit der französischen Partnerorganisation ONACVG einen Leitfaden zur Erstellung von Comics und dem Einsatz im Unterricht erstellt. Mit diesen Hinweisen können Lehrkräfte Schüler*innen bei der Teilnahme am aktuellen Wettbewerb unterstützen.
Den methodischen Leitfaden "Wie erstelle ich einen Comic?" sowie alle Informationen zum deutsch-französischen Wettbewerb finden sich auf den Internetseiten des Volksbundes: volksbund.de/schule