Das Onlinedossier „Demokratisierung der Deutschen Volkspolizei“ (DVP) beschäftigt sich mit dem Nachleben der DVP nach dem Zusammenbruch der DDR, also in den Jahren 1989/1990. Ergänzt werden die Ausführungen durch Bilder, Videos und Dokumente. Der Text im Dossier ist als Blocktext abgefasst, der durch Zwischenüberschriften unterteilt und somit übersichtlich wird. Zudem ergänzen die bereits erwähnten historischen Bilder und Verweise auf weitere Quellen wie Akten die Darstellung. Historisch sind auch die eingebundenen Videos. Zum Beispiel wird ein Beitrag der DDR-Sendung „Controvers“ von Juli 1990 mit dem Titel „Berlin ohne Grenzen und Zöllner“ gezeigt. Darin werden (ehemalige) Grenzpolizist*innen begleitet und ihre Zukunftsaussichten präsentiert. Wichtige Abkürzungen wie ABV (Abschnittsbevollmächtigter) oder SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) sind im Text unterstrichen und werden beim Markieren mit der Maus ausgeschrieben angezeigt. Dies ermöglicht, auch Leser*innen ohne detailliertes Vorwissen, das Dossier zu lesen.
Einführend werden die Aufgaben- und Einsatzgebiete der DVP sowie ihre Struktur erklärt. Auch ihre Rolle während der Demonstrationen im Sommer und Herbst 1989 wird kurz angeschnitten, jedoch nicht ausführlich besprochen. Das Hauptaugenmerk des Dossiers liegt auf den – auch strukturellen – Veränderungen, die durch die politischen Umbrüche 1989 herbeigeführt wurden. Alles in allem, so die Verfasser*innen (die nicht namentlich genannt werden), habe sich die Volkspolizei zu Beginn des Jahres 1990 in einer Identitätskrise befunden. Hauptaufgabe der neuen, demokratischen Regierung der DDR: die Volkspolizei zu einer „zivilen Ordnungskraft“ entwickeln. Zudem musste das verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung zurückgewonnen werden.
Wie der Weg dorthin aussehen sollte, wird für das Dossier unter anderem aus Akten des Bundesarchives entnommen. Die für den Abschnitt des Dossiers relevanten und ausgewählten Dokumente sind eingescannt und als PDF verfügbar gemacht worden sowie über Direktverlinkungen aufrufbar. Die Betitelungen sind dabei – wie am Beispiel „Informationen des Präsidiums der Volkspolizei Berlin über Maßnahmen gegen illegalen Warenverkauf und zur Bekämpfung des illegalen Geldwechselns vom 14. Juni 1990“ deutlich wird – zum einen prägnante Inhaltsangaben, zum anderen ordnen sie die Dokumente zeitlich ein. Ebenso wird die Quelle gleich in der Verlinkung genannt, was für Übersichtlichkeit und Transparenz noch vor dem Blick in die Quelle an sich sorgt.
Inhaltlich beschäftigt sich das Dossier weiter mit dem neuen Leitbild und der neuen Gesetzeslage, der bundesdeutschen Unterstützung sowie dem „Sonderfall Berlin“. Der Sonderfall ergab sich aus der Zusammenführung der Berliner Polizeien. Auf der Leitungsebene verschlechterte sich seit Juli 1990 die Kooperation, so die Autor*innen. Mit dem Beitritt der DDR zur BRD und der damit erfolgten Vereinigung Berlins wurde ein Großteil der verbliebenen Ost-Berliner Polizist*innen übernommen und im Folgenden einer Überprüfung unterzogen, was in einigen Fällen zu Rückstufungen in niedrigere Dienstgrade führt. An dieser Stelle ist es schade, dass das Dossier nicht die ansonsten gut genutzten Möglichkeiten digitaler Ergänzungen – Videos, Bilder und Akten – weiterführt. So wären hier ein beispielhafte Überprüfung bzw. die biografische Darstellung eine*r degradierten Polizist*in interessant gewesen.
Das Onlinedossier „Demokratisierung der Deutschen Volkspolizei“ gibt einen guten Überblick über die strukturellen Veränderungen in der Volkspolizei im Zuge der Einheit. Die bereitgestellten Akten sowie das Bildmaterial erleichtern den Zugang und regen zur eigenen, tiefergehenden Recherche an. Durch den Überblickscharakter ist das Dossier sowohl für Einsteiger*innen in die Thematik, als auch Expert*innen im Sinne eines Nachschlagewerkes geeignet.
https://deutsche-einheit-1990.de/ministerien/ministerium-des-inneren/dvp/ (zuletzt abgerufen am 14. Dezember 2019)