Die historische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zeigt, dass es auch unter den politischen Bedingungen der NS-Diktatur Handlungsspielräume für Widerstand gab. Unterstützten die meisten Deutschen das NS-Regime, passten sich an oder blieben passiv, so setzte sich eine Minderheit aktiv und in ganz unterschiedlichen Formen zur Wehr. Einen Überblick darüber, wie vielfältig die Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus waren, bietet eine von der Stiftung 20. Juli 1944 in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitete Wanderausstellung. Auf der zugehörigen Website finden sich nicht nur alle Ausstellungsinhalte, sondern darüber hinaus auch weitere Informationen sowie eine Reihe an Literaturempfehlungen und historischen Dokumenten, die einzelne Aspekte vertiefen.
Die Struktur der Website ist auf den ersten Blick verständlich: Innerhalb einer zentralen Menüleiste lassen sich insgesamt 24 Formen des Widerstands von „Zettel kleben“ bis „Die NS-Führung ausschalten“ näher betrachten. Im Mittelpunkt stehen dabei das NS-Regime bekämpfende Personen, deren Lebensgeschichten in kompakten Biografien vorgestellt werden. Diese beinhalten die zentralen Lebensdaten, gehen auf kulturelle (Vor-)Prägungen ein und stellen dar, warum und auf welche Art und Weise die jeweilige Person Widerstand leistete.
Neben in der deutschen Erinnerungskultur fest verankerten Widerstandskämpfer_innen wie Bonhoeffer, den Geschwistern Scholl oder Stauffenberg umfasst die Website auch in der öffentlichen Debatte oftmals unbeachtete Biografien wie beispielsweise die des Ehepaars Wilhelm und Margarete Daene, die unter dem Reiter „Verfolgten helfen“ zu finden sind. Sie waren in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstandsgruppierungen aktiv und nahmen drei jüdische Zwangsarbeiterinnen bei sich auf bzw. brachten sie in Ausweichquartieren unter, um sie vor der Deportation zu schützen. Wilhelm Daene wurde von der Gestapo festgenommen und vor dem Volksgerichtshof angeklagt, letztlich aber freigesprochen. Die Biografien des Ehepaars zeigen sowohl Handlungsspielräume als auch Risiken des Widerstands gegen das NS-Regime auf. Literaturempfehlungen und Dokumente wie ein Schreiben von 1958, in welchem die zwei letztlich überlebenden Jüdinnen gegenüber dem Berliner Innensenator die Hilfe von Wilhelm und Margarete Daene bezeugen, ermöglichen Interessierten, sich tiefergehend mit dem Fall auseinanderzusetzen.
Die Website zur Wanderausstellung gibt einen übersichtlichen und kompakten Überblick darüber, welche Möglichkeiten des Widerstandes gegen das NS-Regime es gab. Die Biografen eignen sich gut, um einen ersten Einblick in die Beweggründe von Widerstandskämpfer_innen zu bekommen. Die Literaturempfehlungen und historischen Dokumente ermöglichen es, inhaltliche Aspekte, die in den Biografien lediglich angeschnitten werden, zu vertiefen. Die Website stellt daher eine gute Anlaufstelle für all jene dar, die sich einen schnellen Überblick über unterschiedliche Widerstandsformen verschaffen wollen oder auf der Suche nach Beispielbiografien und zugehörigem Material sind.
Die Website zur Wanderausstellung ist hier abrufbar. Informationen zur Wanderausstellung selbst und ihren Ausleihbedingungen finden Sie hier.