Beitrags-Autor: Ingolf Seidel Sie müssen angemeldet sein, um das Benutzerprofil zu sehen |
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Rund 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs befinden sich Kriegsgräberstätten im Wandel. Aus den Trauerorten werden immer mehr Lernorte für die jüngeren Generationen. Am 12. März 2015 jährte sich zum siebzigsten Mal der Luftangriff auf den Marinestützpunkt Swinemünde, dem Tausende Menschen zum Opfer fielen. Aus diesem Anlass stellte die Jugendbegegnungsstätte Golm (JBS Golm) bei Swinoujscie / Swinemünde auf der Ostseeinsel Usedom eine Generationenbegegnung auf die Beine. Jugendliche aus sieben verschiedenen Schulen kamen zur JBS und erfuhren von vier Zeitzeugen aus erster Hand, wie diese den Angriff erlebten.
„Die Jugendbildungsstätte, die heute vor zehn Jahren eröffnet wurde, steht ganz besonders für die Aufarbeitung der deutschen Geschichte und die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen: Hier ist die intensive Begegnung junger Menschen möglich, hier werden Vorurteile abgebaut und neue Freundschaften über alte Grenzen hinweg geknüpft. Hier schafft eine verdienstvolle friedenspädagogische Bildungsarbeit Verständnis füreinander, fördert das Gefühl von Gemeinsamkeit in Europa, vor allem zwischen Deutschen und Polen.“ Mit diesen Worten erläuterte der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, die Ziele der JBS Golm anlässlich der Gedenkfeier am 12. März 2015.
Gemeinsam begegnen sich in der JBS Golm jährlich mehrere deutsch-polnische Schulklassen. Darüber hinaus organisierte die JBS Golm, gemeinsam mit dem Volksbund-Landesverband Berlin, Anfang 2015 ein deutsch-polnisches Schulprojekt am Kamper See nahe der Stadt Trzebiatów (ehm. Treptow). „Wir wollten mehr über die Geschichte erfahren, andere Menschen kennenlernen und unsere Sprachkenntnisse verbessern“, sagte ein polnischer Schüler über dieses Treffen. Ein persönlicher und aktueller Bezug ergab sich aus den Erfahrungen einiger Berliner Schüler/innen mit Migrationshintergrund, die selbst vielleicht Gewalt- und Fluchterfahrungen gemacht haben.
Zu den festen Programmangeboten gehören: Führung über die Kriegsgräberstätte, Quellenarbeit zu lokalen Einzelschicksalen, Workshop zum Thema Jugend im Nationalsozialismus, Stadtrallye in Swinemünde, Schnitzeljagd in Kamminke, Zeitzeugenbegegnung, ein Kreativmodul und Pflegearbeiten auf der Kriegsgräberstätte.
Die Mehrzahl der Programme wird von den pädagogischen Mitarbeitern der JBS Golm betreut. Es bestehen Kooperationen mit dem Historisch-Technischen Museum Peenemünde und der Kanustation Anklam.
Das Ziel ist: Die Teilnehmenden sollen sich mit Gewaltgeschichte auseinandersetzen und für ein verantwortliches Handeln in der Gegenwart sensibilisiert werden.
Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen in der JBS Golm auf der Geschichtsvermittlung (Zweiter Weltkrieg, Luftkrieg, Flucht und Vertreibung) und den deutsch-polnischen Beziehungen.
Derzeit gestaltet die JBS Golm im Bereich der Kriegsgräberstätte eine neue Dauerausstellung. Die multiperspektivische, biografisch ausgerichtete Ausstellung soll ab 2016 in das didaktische Konzept miteinbezogen werden.