Rassismus und Diskriminierung sind keine, in bestimmten gesellschaftlichen Teilbereichen isolierten Phänomene – sie sind gerade auch an Orten der gesellschaftlichen Selbstvergewisserung, des Austausches und der Erziehung, wie beispielsweise im schulischen Kontext, anzutreffen. Hier zeigen sie sich nicht zuletzt auch strukturell in Form von ungleichen Bildungschancen, welche gerade auch durch kulturell definierte Ausgrenzung und soziale Herkunft im Allgemeinen bedingt sind und doch wichtige Weichen für die spätere Teilhabe an dieser Gesellschaft und ihren Annehmlichkeiten stellen.
Um die an ihren Anfängen stehende, lückenhafte rassismuskritische Arbeit weiter in der Schulkultur verankern zu helfen, veröffentlichte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zusammen mit dem Interkulturellen Rat eine Broschüre mit dem Titel „Die internationalen Wochen gegen Rassismus machen Schule. Unterrichtsmaterialien zur Antirassismusarbeit“. Die von Lehrer/innen angeregte Broschüre aus dem Jahr 2010 wurde im Rahmen der jährlich im März stattfindenden Interkulturellen Wochen gegen Rassismus herausgegeben. Die für alle (Vor-) Schulbereiche und -stufen kopierbaren Unterrichtsmaterialien zum direktem didaktischen Einsatz adressieren insofern auch vor allem Lehrer/innen, die rassismuskritische Unterrichtseinheiten planen. Zur Anregung können die jeweils durch Informationen zu anderen empfehlenswerten Unterrichtsmaterialen ergänzten Einheiten auch von außerschulischen Bildner/innen und Multiplikator/innen gewinnbringend gesichtet und verwendet werden.
Für die Cluster Kindergarten und Grundschule thematisieren die Materialien beispielsweise Gruppenzugehörigkeiten durch Puppenspiele oder verallgemeinernde Wahrnehmungsmuster anhand von kindgerecht-verpackten Geschichten. Dazu kommen die Themen Anerkennung und Respekt.
Für die Schulstufen der Sekundarstufe I und II wiederum werden Materialien zur Thematisierung von Kämpfen um Anerkennung gesellschaftlich marginalisierter Gruppen, Subtilität und Performativität diskriminierender Sprachmuster, Flucht- und Migrationsgründen, Teilhabegrenzen von rassistisch Diskriminierten sowie Identität und „Integration“ vorgeschlagen. Im Anschluss an diese, langsam auf ein differenziertes Rassismusverständnis und die Reflexion der eigenen Perspektivität hinarbeitenden Schritte werden auch behördliche rassialisierende und kulturalisierende Haltungen, so zum Beispiel bei der Polizei in den Blick genommen.
Lobenswert an der Materialienzusammenstellung erscheint der – wenn auch ausbaufähige – Versuch die Nutzung sozialer Medien als Teil der Methodik zur Bearbeitung der Aufgabenstellung mit einzubauen.
Neben einer Linkliste zur weiteren Online-Recherche finden sich Adressen und Kontakte zu pädagogischen Instituten sowie Schulberatungsstellen in den verschiedenen Bundesländern.
Vor allem für Lehrer/innen bietet die Veröffentlichung „Die internationalen Wochen gegen Rassismus“ eine brauchbare Zusammenstellung zur rassismuskritischen Arbeit in den jeweiligen Lehreinheiten. Sie kann aufgrund der Schulstufenbandbreite begleitend über Jahre eine nützliche Unterstützung darstellen. Doch auch außerschulische Bildner/innen können sich mit dem Material interessante Anregungen für die eigenen Anwendungsbereiche einholen und diese für den jeweiligen Kontext variieren. Die seit längerem vergriffene Druckvariante der Broschüre soll Interessierten zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 16.-29. März 2015 in einer Neuauflage erneut zur Verfügung stehen.
Die Broschüre ist daneben auch kostenlos als pdf auf der Website der Internationalen Wochen gegen Rassismus downloadbar.