Die 2005 von Dr. Christine Paschen verfasste pädagogische Handreichung „Deutsche und Polen. Wege zur Versöhnung“ möchte durch Wissenserweiterung „vorschnelle Urteile und Vorurteile“ abbauen helfen. Ziel ist es, polnische Perspektiven durch einen weit ausholenden Blick in die deutsch-polnische Geschichte verständlich zu machen. Die Handreichung richtet sich dem Umfang, den Inhalten und der Aufmachung nach vor allem an Multiplikator/innen, denen durch viele zitierte Erlebnisberichte oder Dokumentausschnitte ebenfalls Material zur Diskussion in der Vermittlung mitgegeben wird. So werden beispielsweise Weisungen Hitlers für den „Fall Weiß“, den geplanten Angriff auf Polen vom 3. April 1939, zitiert und damit unter anderem die außenpolitischen Vorbedingungen verdeutlicht. Daneben eignet sich das zusammengestellte Material durchaus auch für Schüler/innen der Sekundarstufe II.
Trotz des Umfangs liegt der thematische Fokus auf dem Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen. Denn selbst im Abriss zur wechselvollen Geschichte von Deutschen und Polen vom Mittelalter bis zur Neuzeit wird der Abschnitt zum Mythos Grunwald/Tannenberg beispielhaft auf die Nutzung durch die Nationalsozialisten rückgekoppelt. Das Kapitel zum Zweiten Weltkrieg im Rahmen der deutsch-polnischen Geschichte thematisiert nicht nur Besatzungsterror, Germanisierungspolitik und Zwangsarbeit, sondern auch wesentlich die Verfolgung und Vernichtung der Juden sowie explizit das Warschauer Ghetto.
Daran anschließend werden neben der so genannten neuen Ostpolitik der Bundesrepublik vor allem unter Willy Brandt der Warschauer Vertrag von 1970, die Demokratiebewegung in Polen sowie die Rede von Gerhard Schröder zum 60. Jahrestag des Warschauer Aufstandes in den Blick genommen. Zuletzt wird die Arbeit des Volksbundes in den östlichen Nachbarstaaten Deutschlands selbst vorgestellt.
Bei diesem auf 64 Seiten abgehandelten Themenumfang, ist sich die Publikation jedoch der möglichen Verkürzung bewusst. Ein Literaturverzeichnis, in dem auch Hinweise zur Kinder- und Jugendliteratur zu finden sind, kann daher auch für weiterführend-vertiefende Literaturanregungen herangezogen werden.
Eine Stärke der Handreichung besteht im stetigen Einbezug und der Beschreibung Polens auch als selbstständigem Akteur, sei es im Rahmen militärischer Untergrundaktivitäten oder Ähnlichem. An ein paar wenigen Stellen sorgt der Inhalt jedoch für Irritationen. So wird beispielsweise suggeriert die Vernichtungslager Treblinka und Sobibor wären bereits in der zweiten Jahreshälfte 1941 eingerichtet worden.
Zur Erweiterung des eigenen Wissens und der eigenen Perspektive auf die deutsch-polnische Beziehungsgeschichte bietet die Handreichung jedoch eine gute Basis, in der sich zusätzlich noch einige Anregungen für in der Vermittlung sinnvolles Quellenmaterial finden.
Die Broschüre kann kostenlos auf der Homepage des Volksbundes heruntergeladen werden.