Die Beziehung zwischen Adolf Hitler und Benito Mussolini ist geprägt von einer Asymmetrie, die sich rasch zu einer Abhängigkeit Mussolinis entwickelte. Hans von Brescius und Ullrich Kasten zeichnen in ihrem Film „Hitler & Mussolini – eine brutale Freundschaft“ die Entwicklung dieses Verhältnisses nach und werfen damit einen Blick auf Nationalsozialismus, Faschismus und Zweiten Weltkrieg aus einer biographisch orientierten Perspektive.
Der Film beginnt in der Gegenwart, mit Faschisten, die heute noch nostalgische Souvenir-Shops in Italien betreiben, in welchen Merchandise-Artikel zu Hitler und Mussolini erworben werden können. Hier grüßt man sich am helllichten Tage auf der Straße mit dem Saluto romano – eine Bestandsaufnahme, die auf die Aktualität der faschistischen Geschichte hinweisen soll. Die historischen Dokumente bestehen insbesondere aus originalen und digital hervorragend aufbereiteten Filmaufnahmen von Treffen der beiden Diktatoren. Diese werden chronologisch dargeboten, beginnend im Jahre 1934, als das erste Treffen zwischen Hitler und Mussolini in Venedig stattfand. Hierbei rückt die Beziehung der beiden in den Vordergrund, ihr Verhalten gegenüber dem anderen: Mussolini erscheint als souveräner, bereits seit zehn Jahren herrschender Diktator in geschmückter Uniform gegenüber einem im Wrack gekleideten, als unsicher interpretierten Hitler. Als ein Grund dafür wird genannt, dass das italienische Volk hinter dem „Duce“ bereits von Beginn an stand, was 1933 in Bezug auf Hitler nicht zugetroffen habe. Ein Kurzschluss, der in der pädagogischen Arbeit mit dem Film problematisiert werden sollte. Diese Annahme wird noch mehrmals im Film anklingen. Insbesondere, wenn davon die Rede ist, dass die Italiener eher zur Glorifizierung ihrer faschistischen Vergangenheit neigen, während in Deutschland die Mahnung an erster Stelle der historischen Aufarbeitung stünde.
Eine weitere Schwäche von „Mussolini & Hitler“ sind historische Ungenauigkeiten. So wird der italienische Feldzug gegen Griechenland ebenso wie der Afrikafeldzug Deutschlands nur in einem Nebensatz erwähnt. Diese sollten jedoch im Unterricht aufgegriffen und näher erläutert werden. Im Zuge der Dokumentation hätten solche und weitere Themen durchaus behandelt werden können. Leider wird im Film jedoch sehr viel Zeit darauf verwendet, Kleidung der Diktatoren zu vergleichen, ihre Bewunderung füreinander hervorzuheben und einen Spannungsbogen ihres Beziehungslebens aufzubauen. Dieser Letztere offenbart sich jedoch als künstlicher, da er sich an der Chronologie zweier zwar historischer aber vor allem öffentlicher Persönlichkeiten orientiert.
Die Personen Hitler und Mussolini und ihre Geschichte werden durch die Filmmusik, die teilweise an das Genre Horrorfilm erinnert, sowie recht subjektiv wirkende Aussagen des Sprechers zu Protagonisten eines Erheischens emotionaler Effekte. Was als filmische Schwäche gesehen werden muss, kann vor dem Hintergrund der Einbettung in die pädagogische Arbeit jedoch auch eine Chance bieten. Der Versuch, Formen des Spielfilms für eine Dokumentation aufzugreifen, funktioniert und zeigt Wirkung in der niedrigschwelligen emotionalen wie intellektuellen Zugänglichkeit des Films. Damit kann ein Themenspektrum durch Brescius' und Kastens Werk einführend näher gebracht werden. Selbstverständlich bedarf es dabei der pädagogischen Vermittlung, die aber immer zugrunde gelegt wird. Sinnvoll kann es beispielsweise sein, einzelne Sequenzen filmpädagogisch auf die emotionalisierende Wirkungsweise der Bilder hin zu untersuchen. Vor diesem Hintergrund können die Schüler/innen eine kritische Haltung zur medialen Aufbereitung in der politischen Bildung entwickeln.
Der Film „Hitler & Mussolini“ eignet sich zur pädagogischen Arbeit unter der Voraussetzung einer explizit kritischen Betrachtung zur Einführung in die Auseinandersetzung mit Faschismus und Nationalsozialismus. Davon ausgehend sollten neben medienkritischen Aspekten vor allem historische Lücken behandelt werden. Die Dokumentation kann für 18,99 € Online auf der Webseite von Polyband bestellt werden.
Hitler & Mussolini. Eine brutale Freundschaft. Regie: Hans von Brescius und Ullrich Kasten. 90 Minuten. BRD 2011.