Zugegeben: Aus der Perspektive durchschnittlicher Berlin-Tourist/innen befindet sich die Hellersdorfer Straße 179 im wahrsten Sinne des Wortes jottwede, also „janz weit draußen“. Doch die Reise in Richtung Osten ermöglicht einen Einblick der ganz besonderen Art: Auf 61 Quadratmetern können Besucher/innen realsozialistische Wohnwelten erkunden und sich zwischen Plastik, orange-braunen Mustertapeten und gediegenen Polstermöbeln fühlen wie einst in der DDR.
Seit 2004 unterhält die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land in einem Plattenbau in Hellersdorf, der 1986 vom VEB Wohnungsbaukombinat Cottbus gebaut wurde, eine Museumswohnung. Die Einrichtung der Wohnung – vom Eierbecher bis zur Gardine allesamt Originale – haben Mitarbeiter/innen der WoGeHe mit viel Liebe zum Detail zusammengetragen. Selbst bei den Steckdosen, Lichtschaltern und Türgriffen handelt es sich um DDR-Ware.
Die Montage und Ausbau einer solchen Wohnung dauerte in den 1980er Jahren nur ca. 18 Stunden. Durch diese rasante Vorgehensweise – in Plattenbauweise, System Wohnungsbauserie (WBS)70 – konnten innerhalb von zehn Jahren in Hellersdorf etwa 42.000 Wohnungen fertig gestellt werden. Fast die Hälfte dieser Wohnungen entsprach in Größe und Schnitt dem Muster der Museumswohnung, deren Auslegung als Idealtyp eines Familienheims galt. Drei Zimmer, Küche, Bad, in einer solchen Wohnung fand eine Familie mit zwei Kindern Platz und neuartigen Luxus – die Platten waren standardmäßig mit fließendem Wasser und Fernheizung ausgestattet. Und auch die Miete war akzeptabel. Für die Wohnung in der Hellersdorfer Straße / Parterre rechts zahlte eine Familie Ende der 1980er Jahre 109 Mark, alles inklusive.
Seit der Eröffnung 2004 haben bereits etwa 1.500 Besucher/innen die Museumswohnung besichtigt. Der Anteil westdeutscher Interessierter lag bei etwa 35 Prozent, der der Ostdeutschen bei ca. 60 Prozent. Die Wohnung kann sonntags von 14 bis 16 Uhr oder nach telefonischer Absprache besichtigt werden. Der Eintritt ist kostenlos. Unter der Telefonnummer 0151/16 11 44 47 können Führungen vereinbart werden.