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"Die doppelte Vergangenheit stellt ungewöhnlich hohe Anforderungen an Augenmaß und Differenzierungsvermögen, an Urteilskraft, Toleranz und Selbstkritik." (Jürgen Habermas) Die in der DDR verdrängte Doppelgeschichte mancher Geschichtsorte, insbesondere der politisch-symbolisch stark aufgeladenen Gedenkstätten Buchenwald und Sachsenhausen, und deren Umbau nach 1990 sind weitgehend Bestandteil des DDR-"Empörungsgedächtnisses" (Sabrow) geworden und bleiben in einem geschichtspolitischen "Minenfeld" angesiedelt: Fachöffentlichkeiten, Opferorganisationen, umgebende Stadtgesellschaften und private Diskurse streiten bis heute über den Verdacht des Geschichtsrevisionismus, die Bedeutung von Totalitarismus-Theorie und "Gleichsetzungsversuchen", die Frage von Opfer-Hierarchien und –konkurrenzen sowie die vermeintliche Überwältigung durch westdeutsche Wissenschaft. Der geschichtspolitische Kompromissvorschlag der "Faulenbachschen Formel" hat nur Teile dieser Sphären erreicht und überzeugt.[1]
An vielen institutionalisierten Gedenkorten ist zu beobachten, dass Besucher/innen-Gruppen sich (auch, aber nicht nur aus Zeitgründen) auf die Wahrnehmung und Erkundung einer der relevanten Zeitschichten beschränken; damit werden aber wichtige Chancen historischen Lernens vertan.
Über diese Beobachtung hinaus sind vielfache Deutungen dieser Orte und ihrer verwirrenden Mehrfachbedeutung im Umlauf – in Familien, Medien, Schulen. Deren oft vereinfachenden Perspektiven – etwa "rot = braun", "die Sieger delegitimieren die DDR-Gedenkstätten", "Knast bleibt Knast, in welchem System auch immer" usf. – reflektierte Alternativen entgegenzusetzen, wäre Aufgabe einer anspruchsvollen und teilnehmerorientierten Bildungsarbeit.
Entgegen verbreiteten Annahmen "sprechen" die Orte unter Bildungsgesichtspunkten nicht oder vermitteln allenfalls banale Botschaften, etwa ahistorische Ahnungen von Leiden und Terror. Ob nun oft überkomplexe Ausstellungen und Deutungen vor Ort zur Verfügung stehen oder die Orte bar jeder Interpretationshilfe vorgefunden werden: Lernende können trotz der Aura mancher Stätten nicht unmittelbar in einen Dialog mit deren Vergangenheit eintreten, sondern brauchen thematische "Schneisen" und Entzifferungshilfen, um dort tatsächlich etwas Neues aufzunehmen.
Die vollständigen didaktischen Überlegungen finden Sie als PDF-Dokument unter „Download“
[1] Paul Sigel: Denkmalorte mit doppelter Vergangenheit, (Abruf 28.2.2013)