Der vorliegende Quellenband entstand im Rahmen eines Seminars an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Herausgeber Denis Bechmann und Heinz Mestrup trugen zusammen mit Studierenden Tagebuchaufzeichnungen, Feldpostbriefe und Propaganda-Postkarten zusammen. Die Quellen stammen aus verschieden Thüringer Archiven, aber auch von Privatpersonen.
Einleitend schildert einer der Herausgeber Denis Bechmann die Quellenlage zu dieser Thematik, der Vorgehensweise zur Erstellung des Bandes und die Überlieferungsgeschichte der Materialien. Offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1914 und 1918 etwa 11 Milliarden Feldpostsendungen nach bzw. in Deutschland befördert worden sind. Nach fast 100 Jahren sind viele dieser Briefe und Aufzeichnungen nicht mehr vorhanden. Die hier gemeinten Dokumente sind zumeist private Notizen, die sich allerdings heute auch in Privatbesitz befinden können, so dass die Anzahl, der heute vorhandenen Quellenmaterialien unbekannt ist. Um die Suche nach Quellen für den vorliegenden Band einzugrenzen, begrenzten sich die Herausgeber auf Archive im heutigen Thüringen und stießen dabei vor allem auf Dokumente aus Nachlässen von Soldaten. Die Bestände der acht durchsuchten Archive sind gut erschlossen und für die Forschung einsehbar.
Heinz Mestrup befasst sich in seinem einleitenden Text mit den Inhalten der gefundenen Quellen. So berichten zum Beispiel die Soldaten, dass sie mit einem derartigen Grauen des Krieges nicht gerechnet hatten. Weiterhin beschreiben sie die Kriegshandlungen, die Verwundungen anderer Soldaten, Zustände in den Lazaretts, aber auch die Einrichtung in ihren Unterkünften. Auch die Lebensverhältnisse auf Märschen und in den Schützengräben werden in den Aufzeichnungen wiedergegeben. Eine besondere Rolle spielte der Austausch mit der ‚Heimat’, die die Soldaten an die Zeit vor dem Krieg erinnerte und eine für sie friedvolle Wirklichkeit darstellte. Die Angehörigen berichteten von Erlebnissen und Festen und ließen die Soldaten so an dem Alltag der Familie und Freunde teilhaben. Daher wurde diese Verbindung zwischen Heimat und Front ein wichtiger Bestandteil zur Aufrechterhaltung der Kampfmoral. In den Briefen finden sich aber auch Meinungen zur Sinnhaftigkeit des Krieges, das Herbeiwünschen eines Kriegsendes und Schuldzuweisungen gegenüber der ‚Heimatfront’.
Der zweite Teil des Quellenbandes beinhaltet abgedruckte Briefe und Aufzeichnungen und ist chronologisch aufgebaut. Zuerst können Briefe aus der Anfangsphase des Krieges gelesen werden. Sie geben über die Stimmungen und Einstellungen der Soldaten Auskunft. Weitere Quellen informieren über die Ausbildung für den militärischen Einsatz und den Frontalltag. Die Mehrzahl der abgedruckten Quellen beschreibt alltägliche Erlebnisse an der Front, wie die Schilderung der Unterstände, Erkrankungen, hygienische Bedingungen, Verwundung und Tod, berichten aber auch über gemeinsame Feste, geschlossene Freundschaften und Besuche von hohen Persönlichkeiten. In weiteren Aufzeichnungen lassen sich Eindrücke der Soldaten bei der Besetzung von Gebieten und deren Wahrnehmung der Zivilbevölkerung ablesen. Ebenso befinden sich in dem vorliegenden Quellenband Briefe von Angehörigen aus der Heimat. In den letzten Abschnitten des Buches werden Dokumente aus der Endphase des Krieges gezeigt, die zum einen Durchhalteparolen und zum anderen Friedenssehnsüchte enthalten.
Insgesamt versammelt der vorliegende Quellenband eine Fülle an Aufzeichnungen von Personen unterschiedlichster Herkunft und mit verschiedenen Wahrnehmungen des Ersten Weltkrieges. Die Quellen stammen aus Thüringer Archiven und haben daher oftmals einen regionalen Bezug. Allerdings zeigen die Inhalte der Quellen Eindrücke des Krieges, die auf eine Vielzahl der Soldaten zugetroffen haben. Daher können die hier abgedruckten Quellen für die Beschäftigung mit dem Alltag während des Ersten Weltkrieges im Unterricht eingesetzt werden.
Der Quellenband kann auf der Internetseite der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen kostenlos als PDF heruntergeladen werden.