Thoralf Barth leistet in seinem Buch „Die Zentrale des Umbruchs von 1989/90“ zweierlei: Er bietet erstens einen leicht verständlichen, kompakten Überblick über Entstehung, Verlauf, Problematiken und Wege des Zentralen Runden Tisches in der DDR 1989 und hat zweitens Interviews mit sieben beteiligten Akteuren geführt, die ihre damalige Arbeit reflektieren.
In den Kapiteln „Hoffnung“, „Macht“ sowie „Neue Wege“ rekonstruiert Barth den Weg zum Zentralen Runden Tisch und zu dessen ersten Sitzungen, reflektiert über die Frage, wer nun die Macht in diesem Moment inne habe und wie diese legitimiert sei und zeigt Ergebnisse und Folgen auf. Er lässt sich dabei von der These leiten, dass lediglich eine kleine Gruppe den Zentralen Runden Tisch als politische Instanz erstritt, dessen Erfolg jedoch von der „Diskontinuität zwischen den Bürgerrechtlern und der Masse der Bevölkerung in der Deutschen Frage“ (S. 4) verhindert wurde. Die wachsende Bedeutung der Deutschen Frage habe somit begonnen, die Ereignisse zu dominieren und den Runden Tisch der Bedeutungslosigkeit zugeführt.
Seine Ausführungen stützt Barth vor allem auf sieben Interviews, die er mit Zeitzeugen der damaligen Ereignisse geführt hat. Der damalige Ministerpräsident der DDR Hans Modrow, Vorsitzender der CDU in der DDR und der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident Lothar de Maizière, das Gründungsmitglied des Neuen Forums Rolf Henrich, das SED-Mitglied Gregor Gysi, der wirtschaftspolitische Sprecher des Demokratischen Aufbruchs Fred Ebeling, das Mitglied des Grünen Netzwerkes Carlo Jordan und das Gründungsmitglied der Sozialdemokraten in der DDR Markus Meckel repräsentieren dabei ein breites Spektrum der insgesamt 16 verschiedenen, am Runden Tisch vertretenen Gruppierungen. Die Interviews sind im Anhang der Publikation im Wortlaut komplett abgedruckt und bieten ein buntes Bild an Meinungen und Darstellungen der Ereignisse in der DDR 1989.
Der Band stellt eine solide Grundlage dar für jeden, der sich mit der Arbeit und Bedeutung des Zentralen Runden Tisches in der DDR beschäftigen möchte. Auf knapp 90 Seiten gelingt ein Überblick, der sich auch ohne Vorwissen gut lesen lässt. Dem Charakter des Buches entsprechend sind die Ausführungen gespickt mit Zitaten aus den Interviews. Das erschwert etwas die Lesbarkeit und bietet zudem ein ausgesprochen subjektives Bild, worüber man sich bei der Lektüre – wie natürlich bei jeglicher historischer Arbeit - bewusst sein muss. Zu beanstanden sind zudem auch das Layout und der sprachliche Ausdruck, die etwas stark den Ursprung des Bandes als eine universitäre Abschlussarbeit erkennen lassen. Eine Überarbeitung hätte der Veröffentlichung nicht geschadet, trübt aber nicht den inhaltlichen Wert der Publikation. Der liegt dann auch in den aufgezeichneten Interviews, die auch für die Bildungsarbeit eine wertvolle Quelle darstellen und einen unmittelbaren Einblick in die Arbeit des Zentralen Runden Tisches vermitteln.