Wesentliche Impulse für den demokratischen Umbruch, der Ende 1989 zum Sturz der DDR-Regierung führte, kamen aus Ostmitteleuropa. Von besonderer Bedeutung war das Nachbarland Polen, wo bereits 1980 die freie Gewerkschaft Solidarność gegründet wurde und im Februar 1989 ein erster Runder Tisch Opposition und Regierung zusammen brachte. Eine ebenso wichtige Rolle spielte Ungarn, das im September 1989 seine Grenze zu Österreich öffnete und damit DDR-Bürger/innen die Flucht über die ungarisch-österreichische Grenze nach Westdeutschland ermöglichte. Auch über die westdeutsche Botschaft in Prag gelangten DDR-Flüchtlinge in den Westen.
Diese Verzahnung von Geschehnissen in der DDR und in den sozialistischen Bruderstaaten thematisiert ein Materialien-Dossier des Bildungsportals DeineGeschichte. Drei Einführungstexte geben einen Überblick über die ungleichzeitigen, aber sich gegenseitig beeinflussenden Geschehnisse in den Ländern des Ostblocks im Jahr 1989, in die Fluchtbewegung in Prag sowie über die Entstehung der Solidarność als Auftakt der Revolutionen.
Drei Audiodokumente geben weitere Einblicke in die Ereignisse. Ein O-Ton stammt von Hans Dietrich Genscher, der in Prag die Ausreise der DDR-Bürgerinnen und -bürger verkündet, ein weiterer von einem ORF-Reporter, der die Massenflucht über die ungarisch-österreichische Grenze schildert. In einem Interview sprach der Journalist Markus Heidmeier 2009 mit dem polnischen Botschafter in Berlin Marek Prawda über Beziehungen der polnischen Opposition zur DDR-Opposition und über die Möglichkeiten eines so genannten Dritten Weges in Polen nach der Einrichtung des Runden Tischs.
Bestandteil des Dossiers sind außerdem Unterrichtsmaterialien zur Solidarność. Nach dem Verbot 1982 begann die 1980 gegründete Gewerkschaft mit der Arbeit im Untergrund. Als 1988 eine weitere Streikwelle drohte suchte die Regierung das Gespräch mit dem Gewerkschaftsführer Lech Wałęsa. Die Gespräche am Runden Tisch 1989 zwischen der kommunistischen Führung, der Solidarność, der katholischen Kirche und anderen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen führten zu halbfreien Wahlen, die die Solidarność mit überragender Mehrheit gewann.
Das Unterrichtsmodul teilt das Thema in vier Abschnitte ein: Auf einen Einstieg zur Solidarność folgen die Themen „Die Streikbewegung 1980/81 - Gründung und Verbot der Solidarność“, „Polen 1989 und der Umbruch in Ost- und Mitteleuropa“ sowie zum Abschluss „Die Bedeutung der Solidarność im Rückblick“. Die Materialien bestehen aus Audiodokumenten, dazugehörigen Fragestellungen sowie Rechercheaufträgen mit Hinweisen auf Online-Informationsquellen. Zu Modul 2 und 3 gibt es jeweils Erweiterungsversionen, alle Arbeitsaufträge stehen kopierfertig im pdf-Format zur Verfügung.
Ein weiteres Dossier inkl. Unterrichtsmaterialien gibt es auch zum Thema Friedliche Revolution. Das Bildungsportal DeineGeschichte gibt Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit, auf umfangreiches, didaktisch aufbereitetes Material zur deutsch-deutschen Geschichte zurückzugreifen. Der Ansatz ist dabei die Verzahnung der großen Geschichte mit der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler sowie ihre aktive Beteiligung an der Erstellung neuen Materials in Text-, Audio- und Videoformat. Lernen aus der Geschichte hat das Portal bereits ausführlich in einem Beitrag vorgestellt.