Der Waldfriedhof Halbe südöstlich von Berlin ist eine der größten Kriegsgräberstätten in Deutschland. Die über 24.000 Grabstätten, größtenteils namenlos und alle mit einem Todesdatum Ende April 1945 versehen, werfen Fragen auf. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat einen Audioführer entworfen, der in 16 Stationen über die Kriegsgräberstätten und den angrenzenden Zivilfriedhof führt.
Auf dem Waldfriedhof Halbe liegen Soldaten der deutschen Wehrmacht, der sowjetischen Armee, Zivilpersonen, sowjetische Zwangsarbeiter und im sowjetischen Speziallager Ketschendorf Getötete begraben. Bei der Gemeinde Halbe etwa 40km südöstlich von Berlin fand noch Ende April 1945 eine Schlacht zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee statt. Bei dieser so genannten Kesselschlacht von Halbe wurden etwa 40.000 Menschen getötet. Aufgrund der Witterungsbedingungen war eine schnelle Bestattung vonnöten und so entstanden an Ort und Stelle zahlreiche provisorische Grabstätten. Erst sechs Jahre später, 1951 wurde mit der Zusammenlegung der verstreut liegenden Gräber auf einem Zentralfriedhof begonnen. Dieser entstand auf einem sieben Hektar großen Waldgelände, auf dem bis jetzt rund 24.000 Opfer der Kesselschlacht von Halbe ruhen. Auch heute finden weiterhin Umbettungen statt. Der Waldfriedhof von Halbe war jahrelang eine Wallfahrtsstätte von Rechtsextremen und Neonazis. Mit dem Audioguide will der Volksbund solchen Bestrebungen entgegenwirken.
Der Audioguide führt in rund 60 Minuten über das Gelände, beleuchtet die historischen Hintergründe, geht auf die Entstehung der Kriegsgräberstätte ein und widmet sich Herkunft und Todesumständen der verschiedenen Opfergruppen. Die beiden Sprecherstimmen werden ergänzt durch O-Töne von Zeitzeugen und Engagierten. Positiv hervor zu heben ist die Vielzahl an Themen, die neben den historischen Ereignissen auch individuelle Opfer herausgreifen und Entstehung des Ortes und Umgang mit dem Friedhof heute beleuchtet. Unglücklich ist jedoch die stark emotionale Gestaltung der Führung: Dramatische musikalische Untermalung, Kampfgeräusche und andere atmosphärische Elemente sowie moralische Aufrufe „Gegen das Vergessen“ schaffen eine emotionale Stimmung. Diese Einschränkung ist schon insofern schade, als dass der Audioguide ansonsten ein wertvoller Begleiter bei einem Rundgang über den Friedhof ist. Filtert man die Informationen aus der atmosphärischen Einbettung heraus bietet er durchaus solide, abwechslungsreiche Informationen. Mit Schülerinnen und Schüler sollte die Verwendung des Audioguides daher intensiv vorbereitet werden und kann und sollte durch eine medienkritische Übung ergänzt werden.
Die Führung kann kostenlos auf der Internetseite des Volksbundes heruntergeladen und auf einem eigenen MP3-Spieler oder Handy angehört werden. Ein Übersichtsplan des Friedhofs verdeutlicht den Verlauf des Rundganges und die einzelnen Stationen. Zudem stehen Audiogeräte für die Führung im Informationsgebäude auf dem Gelände zur kostenlose Ausleihe bereit (Montag bis Freitag 8:00 bis 15:00 Uhr).
Der Volksbund hat außerdem ein Themenheft zum Waldfriedhof Halbe veröffentlicht, das weitere Informationen über die Kesselschlacht bei Halbe, sowie über die Anlegung der Gräberstätte enthält.