PODIUMSDISKUSSION – Tierisch geteilt?! Waschbär, Hase und Co. und die innerdeutsche Grenze
Berlin
Anlässlich seines 70-jährigen Bestehens lädt der Tierpark Berlin gemeinsam mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur am 16. September 2025 um 18 Uhr zur Podiumsdiskussion „Tierisch geteilt! Waschbär, Hase & Co. und die innerdeutsche Grenze“ ein. Fachleute diskutieren im Tierpark-Restaurant Patagona, was Stacheldraht, Todesstreifen und Mauer für die Tierwelt bedeuteten – von den legendären Mauerhasen über die kuriosen Ost- und West-Waschbären bis hin zum Grünen Band als Symbol für neuen Artenreichtum. Im Mittelpunkt steht, wie sich die jahrzehntelange Trennung von Lebensräumen bis heute in der Vielfalt und im Verhalten von Tierarten widerspiegelt – und welche überraschenden Verbindungen nach dem Fall der Grenze entstanden sind.
„Wenn die deutsche Teilung in der Tierwelt noch immer so deutlich nachwirkt, dürfen wir uns nicht wundern, dass auch in den Köpfen vieler Menschen Spuren von Mauer und Grenze verblieben sind. Das Grüne Band steht für die Umwandlung eines lebensgefährlichen Todesstreifens in einen artenreichen Naturraum – und macht deutlich, dass selbst tiefgreifende Trennungen überwunden werden können. Gerade im 35. Jahr der deutschen Einheit sollten wir uns dieser Parallelen bewusst sein und die unsichtbaren, aber fortwirkenden Grenzen erkennen“, so Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Eine passendere Kulisse findet sich kaum für diese Veranstaltung: „Den Tierpark Berlin würde es ohne die deutsche Teilung nicht geben“, erklärt der Gastgeber, Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Wir sehen auch an unseren Gästen, wie sehr die Mauer in den Köpfen der Menschen manchmal doch noch verankert ist. Eltern und Großeltern kehren mit ihren Kindern und Enkeln in den Zoo ihrer Kindheit zurück. Im östlichen Stadtgebiet war und ist dieser Sehnsuchtsort der Tierpark Berlin – im Westen ist es nach wie vor der geliebte Zoo.“
Die Wissenschaftsjournalistin Julia Vismann spricht an diesem Abend mit Berlins Wildtierreferenten Derk Ehlert, der früheren Bundesumweltministerin Steffi Lemke sowie dem Zeithistoriker Dr. Clemens Maier-Wolthausen.
„Nachdem sich die Geschichte von Zoo und Tierpark für mich in den vergangenen Jahren zu einem echten Herzensthema entwickelt hat, freue ich mich sehr, bei dieser spannenden Veranstaltung mitwirken zu dürfen“, so der Historiker Dr. Clemens Maier-Wolthausen, der im Rahmen der Aufarbeitung der 180-jährigen Geschichte des Zoos Berlin viele Monate in den Archiven beider Einrichtungen zu Hause war. „Wie sich zur Zeit der deutschen Teilung die beiden Zoologischen Gärten von Berlin nebeneinander entwickelten und schließlich nach dem Mauerfall – wie auch der Rest der Stadt – Stück für Stück zusammenwuchsen, ist ein faszinierendes Stück Stadt- und Zoogeschichte, welches sich auch im Jubiläumsband des ältesten deutschen Zoos »Hauptstadt der Tiere« sehr anschaulich verfolgen lässt.“
Als Rahmenprogramm greift die Performance „2 ½ Krähen“ das natürliche Kuriosum der Trennung von europäischer Nebel- und Rabenkrähe auf. Mit Tanz, Text und Ton begibt sie sich gemeinsam mit dem Publikum in Spannungsfelder, die in Natur wie in Gesellschaften vorkommen: Nebeneinander und Miteinander, Trennendes und Einendes, Zuschreibungen und Selbstbilder, Grenzen und ihre Überwindung.
Veranstaltungsdetails
„Tierisch geteilt! Waschbär, Hase & Co. und die innerdeutsche Grenze“
Ort: Tierpark Berlin, Restaurant Patagona
Datum: 16.09.2025
Uhrzeit: 18 Uhr
Weitere Informationen und Anmeldung: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/tierisch-geteilt