PODIUMSDISKUSSION: Über das Schweigen sprechen. Russlanddeutsche Schicksale im Gulag – Aufarbeitung und Folgen von Deportation und Repression bis heute
Detmold
Nach dem Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 bezichtigte die Sowjetregierung die seit dem 18. Jahrhundert in Russland lebenden deutschstämmigen Minderheit pauschal und unbegründet der Kollaboration mit der Wehrmacht und verfügte Ende August die Entrechtung und Deportation der Russlanddeutschen in die östlichen Gebiete der Sowjetunion. Im Lagersystem des Gulag verrichteten die Deportierten Zwangsarbeit, viele von ihnen verloren ihr Leben durch die dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen. Der „Deportationserlass“ vom 28. August 1941 stellt eine traumatische Zäsur in der Geschichte der Russlanddeutschen dar, über die die Betroffenen lange schwiegen. Erst jetzt finden die Nachgeborenen Worte, über die Erfahrungen ihrer (Groß-)Eltern vor über 80 Jahren zu sprechen.
Die öffentliche Abendveranstaltung nähert sich dem Thema über eine Lesung aus dem Roman „Das Gedächtnis der Töchter“ von Irene Langemann. Langemann hat als Nachgeborene in ihrem Buch das Schicksal ihrer Familie, vor allem der Frauen, autofiktional verarbeitet. Ergänzt wird die Lesung durch die Kurzvorstellung des Dokumentar-Features „Zwischen den Mühlsteinen der Politik. Die Verfolgung von Russlanddeutschen in der Sowjetunion“ vom Historiker und Gründer des „Gulag-Zeitzeugenarchivs“ Dr. Meinhard Stark. Irene Langemann und Meinhard Stark werden im Anschluss mit Dr. Christoph Bergner, 2006-2014 Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sowie mit Jugendlichen über die Bedeutung der historischen Ereignisse für junge Menschen und für die Gegenwart in der Migrationsgesellschaft ins Gespräch kommen. Moderiert wird der Abend von der Osteuropaexpertin und Journalistin Katharina Heinrich.
Wann?
14.11.2024, 18–20 Uhr
Wo?
Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Georgstraße 24
32756 Detmold
Die Veranstaltung findet in Präsenz und in deutscher Lautsprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Weitere Informationen zur Veranstaltung finden sich auf der Website zur Veranstaltung unter https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/veranstaltungen/ueber-das-schweigen-sprechen-russlanddeutsche-schicksale-im-gulag